Egal ob wir eine Wohnung mieten oder einen Handyvertrag abschließen wollen – meist wird eine Schufa-Bonitätsauskunft gefordert, um unsere Kreditwürdigkeit zu prüfen. Wie die zustande kommt, erklärt das Unternehmen jetzt etwas genauer.
Der Name Schufa steht für "Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung" und ist eine sogenannte Wirtschaftsauskunftei. Es ist nicht die einzige, aber die größte in Deutschland. Das Unternehmen sammelt Daten und tauscht diese Daten mit anderen Unternehmen aus, die in irgendeiner Form Kredite an Kunden vergeben. Banken und Versicherungen gehören dazu, aber auch Telefonanbieter.
Das Unternehmen verfügt über die Daten von 68 Millionen Bundesbürger*innen und sechs Millionen Unternehmen. Welche Daten das genau sind und wie sich aus diesen Daten der Score berechnet, galt bisher als Betriebsgeheimnis. Und das wurde immer wieder kritisiert.
Nun hat die Schufa ihre Webseite neu gestaltet und will dort nach eigenen Angaben die Hintergründe zum Scoring und zur Bonität "transparent, verständlich und nachvollziehbar“ erklären. Unsere Netzreporterin Martina Schulte hat sich die Seite angeschaut und sagt: "Es gibt dort jetzt Chatbots, denen man Fragen zu seinem Schufa-Score stellen kann, und einen ausführlichen Erklärteil."
Viele offene Kredite und Schulden beeinflussen den Score
Der Schufa-Score dient dazu, unsere Bonität zu prüfen. Es geht dabei um die statistische Wahrscheinlichkeit, nach der wir einen Kredit oder eine Rechnung begleichen werden oder auch nicht. Auf der neuen Webseite erklärt die Schufa zum ersten Mal genauer, welche Faktoren beim Berechnen des Scores eine Rolle spielen und welche nicht.
Zum Beispiel heißt es dort, dass Faktoren wie "Familienstand, Religion, Nationalität, Gehalt oder Vermögen“ keinen Einfluss auf den Schufa Score hätten. Negativ wirke sich hingegen aus, wenn wir Rechnungen nicht bezahlt haben oder wenn uns ein Gericht wegen Schulden verurteilt hat oder wenn jemand Privatinsolvenz anmelden musste. Bestimmte Daten bleiben noch Jahre nach der Privatinsolvenz bei der Schufa vermerkt.
"Ein Problem ist, dass die Schufa einen riesigen Datenhunger hat."
Die Schufa ist – anders als viele denken – keine staatliche Behörde, sondern ein Wirtschaftsunternehmen. Verschiedene Banken halten insgesamt 87 Prozent der Anteile. Die Schufa hat knapp 10.000 Vertragspartner, die ihr Zahlungsdaten zuliefern – etwa Banken und Sparkassen – die unsere Daten über Girokonten, Kredite oder Kreditkarten weitergeben.
Auch Leasingunternehmen oder Versandhändler liefern der Schufa Informationen über unsere Zahlungen. Umgekehrt sind diese Unternehmen auch an den Schufa-Bewertungen ihrer Kund*innen interessiert.
Es kann sich zum Beispiel negativ auf den Score auswirken, wenn wir zu viele verschiedene Kredite gleichzeitig laufen haben oder gleich mehrere Kreditkarten. "Die Schufa argumentiert, dass damit die Wahrscheinlichkeit steigt, dass wir weitere Rechnungen nicht bezahlen können", sagt Martina.
Die genaue Score-Berechnung bleibt ein Geheimnis
Trotz der neuen Ankündigungen und Informationen auf der Webseite, bleibt es jedoch weiterhin ein Geschäftsgeheimnis, wie genau der Score berechnet wird. Schufa-Vorstandschefin Tanja Birkholz ist nach wie vor der Meinung, dass ein Offenlegen des Berechnungsmodells dazu führen würde, dass der Score manipuliert werden könnte und keinen Wert mehr hätte.
"Auf der anderen Seite macht diese Geheimniskrämerei eine gesellschaftliche Kontrolle der Schufa praktisch unmöglich, was von Verbraucherschützern immer wieder kritisiert wird", sagt Netzreporterin Martina Schulte.
Das Online-Magazin Golem schreibt, dass die Schufa genau wie andere Auskunfteien weiterhin die Vertragsdaten von Handynutzern speichern will, auch ohne die Einwilligung der Nutzerinnen und Nutzer, obwohl Datenschutzbehörden das für unzulässig halten. Ärger gab es auch um die Idee, dass die Schufa Datenpools über Gasverträge von Kunden anlegen möchte.
Eine Zeit lang wollte die Schufa auch die Kontoauszüge der Deutschen durchstöbern, um dann die gesammelten Daten offenbar auch zur Bewertung der Bonität heranzuziehen. "Dieser Superscore wurde nach einer öffentlichen Kritik daran wieder abgeblasen", sagt Martina Schulte.
Kritisch sei weiterhin zu sehen, dass die Schufa gerade in Verhandlungen mit einem schwedischen Investor ist, der die Schufa kaufen will. Bisher konnte das abgewendet werden. Denn viele Beobachter sagen, es sei keine gute Idee wenn derart sensible Verbraucher-Daten an einen Investor geraten.