Beim Lebensmitteleinkauf sind Blinde und Sehbehinderte unnötig eingeschränkt. Nur über mühsame Umwege können sie herausfinden, was sie in der Hand halten. Dabei könnte es so einfach sein.

Theoretisch können Blinde im Supermarkt kaufen, was sie wollen. Suchen macht beim Einkaufen für diese Gruppe allerdings den größeren Teil aus, weniger das Auswählen. Das liegt vor allem daran, dass ihnen nur wenige Informationen überhaupt zugänglich sind. In der Regel sind weder die Produktgruppen noch die Produktinformationen auf den Verpackungen für Blinde lesbar.

Während bei Medikamenten der Aufdruck von Informationen in Braille-Schrift vorgeschrieben ist, ist diese tastbare Schrift auf Lebensmittelverpackungen eine Seltenheit. Immerhin ein Berliner Pralinenlabel und eine Teemarke prägen Braille-Schrift auf ihre Verpackungen, hat Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Celine Wegert herausgefunden.

"Man fühlt sich schon benachteiligt. Weil ich nicht so einkaufen kann, wie ich das gerne möchte. Der Sehende hat freie Wahl."
André Rabe, Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg

Auch deswegen geht er in Regel in Begleitung seiner Haushaltshilfe einkaufen, sagt André Rabe. Er arbeitet ehrenamtlich beim Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg.

Insgesamt waren im Jahr 2021 rund 65.000 Menschen aufgrund einer Blindheit oder des Verlustes beider Augen als schwerbehindert anerkannt.

Infos in Braille würden helfen

Vor dem Einkauf muss André Rabe ganz genau wissen, was er kaufen möchte. Wenn mit Braille-Schrift Produktname, die jeweilige Variante und die Verpackungsgröße aufgeprägt wären, wäre schon eine ganze Menge gewonnen, findet er.

"Ich würde nie auf die Idee kommen, im Supermarkt bummeln zu gehen und zu gucken, was gibt's für Angebote. Das ist mir einfach zu stressig."
André Rabe, Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg

Eine Lösung ist der Einkaufsfuchs. Das ist ein sprechendes Produkterkennungssystem. Die Kosten von über 3.000 Euro für ein Exemplar können von der Krankenkasse übernommen werden. Das Gerät scannt Strichcodes auf den Verpackungen.

Apps als Hilfsmittel

Auch Handys können mittlerweile dabei helfen, Produkte zu erkennen. Es gibt Apps, mit denen sich der Strichcode scannen und Produktinformationen dann vorlesen lassen. Manche Apps können auch direkt mit Produktfotos arbeiten. So unmittelbar – wie durch geprägte Braille-Schrift direkt auf der Verpackung – wird die Information für Blinde damit allerdings nicht zugänglich.

"Das ist eine anstrengende Sache, alles einzeln nachzuschauen. Deswegen würde mehr Braille-Schrift deutlich helfen."
Celine Wegert, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin
Shownotes
Braille-Schrift
Blinde Menschen sind im Supermarkt benachteiligt
vom 04. Januar 2024
Moderation: 
Sebastian Sonntag
Gesprächspartnerin: 
Celine Wegert, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin