Nach einem Dammbruch in einem Bergwerk hat eine giftige Schlammlawine mehrere brasilianische Dörfer unter sich begraben und eine hunderte Kilometer lange Flusslandschaft verseucht. Die Umweltkatastrophe wird bereits #BrazilianFukushima genannt.

Die Katastrophe habe ein Ausmaß wie die Havarie der Bohrplattform Deepwater Horizon 2010, sagt die brasilianische Präsidentin Dilma Roussef, nachdem sie aus der Luft die verheerenden Auswirkungen des Dammbruchs vom 5. November begutachtet hatte. Der Damm gehört zu einem Erzbergwerk in der Nähe der brasilianischen Stadt Mariana im Bundesstaat Minas Gerais, ungefähr zwei Stunden südöstlich von Belo Horizonte. Minenbetreiber ist die Firma Samarco, ein Tochterunternehmen des australischen Konzerns BHP und des brasilianischen Unternehmens Vale.

Schlammlawine wälzt sich über mehr als 100 Dörfer

Bei der Erzgewinnung entsteht in der Mine Klärschlamm, der zunächst durch den Damm zurückgehalten wird und dann über eine Pipeline in den Atlantik geleitet wird. Der Klärschlamm enthält einen Mischung aus Wasser, Schlamm, Restmetall und Mineralien wie Blei, Arsen, Zink, Kupfer und Quecksilber. Nach dem Dammbruch ergoss sich der Klärschlamm in den Fluss Rio Doce und eine 20 Meter hohe Schlammlawine wälzte sich Richtung Bento Rodrigues. Für elf Menschen kam die Warnung zu spät. Zwölf weitere werden noch vermisst.

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Mehr als 100 Dörfer sind komplett zerstört. Von den Auswirkungen der Schlammlawine sind rund 15 Millionen Menschenbetroffen. Die Schäden für Umwelt und Wasserversorgung sind noch nicht abschätzbar. Die rund 400 Kilometer lange Flusslandschaft des Rio Doce ist stark kontaminiert. Umweltschützer schätzen, dass es 100 Jahre dauern könnte, bis die Schäden wieder beseitigt sind. Davon betroffen ist auch die Unesco-Weltkulturstadt Ouro Preto.

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Die Ergebnisse der Wasserproben in den verschiedenen Städten des Flusses sind sehr unterschiedlich. Teilweise ist das Flusswasser stark verseucht und tote Fische werden an die Ufer gespült, teilweise ist in dem Wasser keine Belastung mehr nachzuweisen. Über die Ursachen für den Dammbruch ist noch nichts bekannt. Allerdings kursieren in den Medien erste Vermutungen, etwa ein leichtes Erdbeben, das den maroden Damm erschüttert hat. Weil sich weitere Dämme in einem ähnlichen Zustand befinden, werden Befürchtungen laut, dass es noch zu weiteren Dammbrüchen kommen könne.

In den sozialen Netzwerken protestieren die Menschen weltweit unter dem Hashtag #BrazilianFukushima. Besonders kritisiert wird das Bergbaunternehmen Vale, das zur Hälfte dem brasilianischen Staat gehört. Die Bevölkerung befürchtet, dass der Skandal unter den Teppich gekehrt werden soll.

Mehr zu der Umweltkatastrophe:

Shownotes
#BrazilianFukushima
Unter giftigem Schlamm begraben
vom 18. November 2015
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartnerin: 
Anne Herrberg, DRadio-Wissen-Reporterin