In den USA steigt die Zahl der Brustkrebspatientinnen, die sich vorsorglich auch die zweite, gesunde Brust abnehmen lassen. Das haben Onkologen in den USA jetzt in einer neuen Studie veröffentlicht. Kerstin Rhiem ist Professorin an der Uniklinik Köln und weiß, warum das nicht unbedingt sinnvoll ist.
Ein Grund, warum die Zahl der Brustkrebspatientinnen steigt, die sich vorsorglich auch die zweite, gesunde Brust amputieren lassen, sieht die Professorin Kerstin Rhiem darin, dass viele Frauen von Angelina Jolies Fall gehört haben. Angelina Jolie hatte sich vor ein paar Jahren vorsorglich beide Brüste entfernen lassen, weil bei ihr die Risikogene für Brust- und Eierstockkrebs nachgewiesen worden waren.
"Da haben Frauen was über Risikogene gehört, aber diese Gene spielen nur bei einem relativ kleinen Teil von Brustkrebspatientinnen eine Rolle."
Die Gene heißen BRCA1 und BRCA2. Und sie begünstigen ein Risiko für Brustkrebs auf der noch gesunden Seite. Allerdings haben nur wenige Brustkrebspatientinnen diese Gene. Kerstin Rhiem sagt: Nur Patientinnen, bei denen wirklich diese Hochrisikogene nachgewiesen wurden, sollten darüber nachdenken, vorsorglich beide Brüste abnehmen zu lassen.
"Die neue Studie zeigt, dass die Frauen mit dem Eingriff an einem gesunden Körperteil nicht das erreichen, was sie verhindern möchten, nämlich das nochmalige Erleben der Erkrankung und möglicherweise das Nicht-Überleben der Erkrankung", sagt die Ärztin. Die Studie zeigt: Mehr Frauen lassen beide Brüste entfernen, aber auf die Überlebensquote hat das keinen Einfluss.
"Die Angst der Patientinnen kann man nicht durch die Entfernung der Brust kurieren, da hat das Messer keine Chance."
Kerstin Rhiem gibt zu bedenken, dass natürlich auch eine Operation körperliche und psychische Folgen habe, mit denen die Frauen klarkommen müssten. Darum sei es wichtig, mit den Patientinnen zu sprechen und sie darüber aufzuklären, ob das Risiko gegeben sei oder nicht.
Aufklärung der Patientinnen
Es gibt inzwischen mehrere Studien zu dem Thema, die in Deutschland auch bei der Behandlung berücksichtigt werden. Kerstin Rhiem hofft, dass dadurch diese Form der "Übertherapie" - wie sie in den USA festgestellt wurde - verhindert werden kann.