Die Lage in Syrien ist ernst. Und verworren. Assad kämpft gegen die gemäßigteren Rebellen, aber kaum gegen den IS. Die USA und Frankreich bombardieren den IS, aber nicht Assad, die Türkei bekämpft die syrischen Kurden, die wiederum den IS bekämpfen. Russland wiederum… Wir haben uns die Allianzen von einer Expertin erklären lassen.
Auf Seiten des syrischen Assad-Regimes kämpfen Russland und der Iran. "Ohne diese beiden Verbündeten wäre Assad gar nicht mehr an der Macht", erklärt Journalistin und Syrienkennerin Kristin Helberg. Weiter wird Assad durch die libanesische Hisbollah unterstützt, die mit dem Iran verbündet ist. Außerdem gibt es Söldner aus Afghanistan und dem Irak, die für Assad kämpfen. Russland greift vor allem genau die Gebiete der Rebellen an, die der Macht von Assad besonders nah gekommen sind, in den letzten Wochen bombardieren die Russen auch den IS.
"Assads Bomben auf die Zivilbevölkerung sind der Grund dafür, dass sich die Menschen radikalisieren. Er war der Geburtshelfer des IS."
An der internationalen Anti-IS-Koalition beteiligen sich 60 Staaten, vor allem Frankreich und die USA gehen mit Luftangriffen gegen den IS vor. Am Boden kämpfen die Kurden und andere Rebellen gegen den IS. Schwierig dabei: Die syrischen Kurdenmilizen sind eine Schwesterpartei der PKK, die wiederum wird von der Türkei angegriffen. Als Nato-Staat ist die Türkei eigentlich ein Verbündeter des Westens, wendet sich aber gegen die Kurden, die selbst wiederum Verbündete der USA im Kampf gegen den IS sind.
Assad als Partner der Anti-IS-Koalition?
"Hauptproblem ist, dass Russland und der Iran Assad zum Partner im Kampf gegen IS machen wollen", erklärt Kristin Helberg. Es gibt Berichte darüber, dass Assads Geheimdienst teilweise indirekt mit dem IS kooperieren, weil beide die gemäßigten Rebellen angreifen. "Assads Luftschläge haben sieben Mal so viele Menschen getötet wie der IS", sagt Helberg.
"Die Syrer müssen den IS in ihrem Land vertreiben und besiegen, auch ideologisch. Das können sie aber nicht tun solange sie aus der Luft von ihrem Präsidenten bombardiert werden."
Aus der Perspektive der syrischen Bevölkerung ist es zynisch, wenn der Westen nur den IS bekämpft, aber vor Assads Gewalt die Augen verschließt. "Das wirkt auf die Syrer so als würde der Westen sagen: uns sind Eure Toten, die durch Assad sterben egal“, so Helberg. Damit würde sich die Propaganda des IS bestätigen, der behauptet, der Westen führe in Wahrheit einen Krieg gegen den Islam - für Helberg "eine fatale Botschaft". Ihr Vorschlag: "Es wäre wichtig, die Menschen im Land zu schützen. Zum Beispiel durch die Einrichtung von Flugverbotszonen oder indem UN-Resolutionen umgesetzt werden, die den Einsatz von Fassbomben verbieten und überall humanitären Zugang fordern."