Die Badeordnung des Hallenbades im bayerischen Neutraubling verbietet Frauen seit kurzem, mit einem Burkini ins Wasser zu gehen. Das Anführen von hygienischen Gründen wirkt aber nur wie eine Ausrede.

Der Bürgermeister von Neutraubling, Heinz Kiechle von der CSU, hat angeordnet, dass die Benutzung des städtischen Hallenbades nur noch in Badehose, Badeanzug oder Bikini erlaubt ist, nicht aber mit einem Burkini. Der ist für streng gläubige Muslima aber notwendig, um im Einklang mit ihrer Religion zu leben.

Damit reagiert Heinz Kiechle auf Beschwerden von Badegästen, die sich durch eine Muslimin im Burkini am Frauenbadetag belästigt gefühlt hatten. Als Begründung führt die Stadt hygienische Gründe und die bestehende Badeordnung an, die bereits Neoprenanzüge, Sporthosen oder kurze Jeans verbietet.

Burkini verhüllt weniger als eine Burka

Für Nachfragen zu dem Verbot von Burkinis stand der Bürgermeister unserem Korrespondenten Michael Watzke auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht zur Verfügung. Michael stuft den Burkini, der unter anderem aus der Kunstfaser Elastan besteht und völlig geruchsfrei ist, für sämtliche hygienische Anforderungen als bestens geeignet ein.

Außerdem sieht Bürgermeister Kiechle in dem Burkini eine Erfindung aus jüngster Zeit, deren Bedeutung er für die freie Religionsausübung in Frage stellt. Eine Begründung, was das eine mit dem anderen zu tun haben soll, liefert er aber nicht.

“Es gibt einen Vorgänger für den Burkini, der hieß Hashema. Der hat sich aber oft mit Wasser vollgesogen. Oft sind Frauen dann ertrunken, weil das ganze Material zu schwer war.“
Michael Watzke, Landeskorrespondent des Deutschlandradios

Grundsätzlich führt der Begriff Burkini, der sich von der Burka ableitet, etwas in die Irre, meint unser Korrespondent Michael Watzke. Ein Burkini verhüllt im Gegensatz zur Burka nicht das komplette Gesicht und den Körper nur bis zu den Fußknöcheln und den Händen. Eine Vollverschleierung ist also nicht das Ziel.

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Erfunden wurde der Burkini von der libanesisch-australische Designerin Aheda Zanetti vor rund zehn Jahren, als Reaktion auf die Öffnung des australischen Rettungsschwimmwesens für Muslime.

Mit dem Verbot des Burkinis im Hallenbad von Neutraubling werden aber nicht nur Muslime ausgeschlossen, sondern auch Menschen, die nach einer Operation nicht ihren ganzen Körper zeigen wollen oder mit Hautkrankheiten zu kämpfen haben.

Mehr zum Thema bei DRadio Wissen:

Shownotes
Burkini-Verbot
Eine Stadt setzt auf nackte Haut
vom 04. Juli 2016
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Michael Watzke, Landeskorrespondent Deutschlandradio