Byung Jin Park hat Depressionen. Lange hat er es weder gemerkt noch sich eingestanden. Heute achtet er besser auf sich und gibt sogar anderen Kraft.

Die Beschreibung hört sich beängstigend an: "Es fühlt sich für mich so an, als nähme ich die Farben weniger wahr", sagt Byung Jin Park und beschreibt damit, wie sich Depressionen für ihn anfühlen. "Es fehlt diese minimale Antriebskraft, um durch den Tag zu kommen."

Nie den Pause-Knopf gedrückt

Jahrelang hat Byung versucht, immer Vollgas zu geben und das Beste aus sich herauszuholen, was auch immer genau damit gemeint ist. Mit zehn Jahren ist er aus Südkorea nach Deutschland gekommen, hat Jura studiert, als Anwalt gearbeitet, geheiratet und ist Vater geworden. "Ich habe keine Möglichkeit gehabt, auf den Pause-Knopf zu drücken", sagt er heute.

Doch irgendwann traten gesundheitliche Probleme auf. Byung fühlte sich immer wieder schlapp, außerdem gab es häufiger Stress in der Beziehung. "Ich bin dann wegen Eheproblemen zu einer Psychotherapeutin gegangen. Ich wollte mir Rat holen, was ich besser machen kann." Doch die Therapeutin will erst mal nicht über die Ehe, sondern über ihn reden. Sie spricht schließlich das aus, was Byung nicht hören will. "Ich habe nicht gemerkt, dass ich depressiv bin", sagt er heute.

"Mir kommt es so vor, als seien die ersten Jahre meines Lebens viel zu hektisch gewesen."

Erkennen, dass man an Depressionen leidet

2020 absolviert Byung einen Klinikaufenthalt am Chiemsee. Dort lernt er, besser auf sich und seine Bedürfnisse zu achten, diese zu spüren und ihnen Raum zu geben. Musik und Sport helfen ihm immer wieder, auch durch dunkle Phasen zu kommen.

Byung Jin Park am Chiemsee 2018. Dort war er, um seine Depression behandeln zu lassen.
© Byung Jin Park
Byung Jin Park am Chiemsee 2020. Dort war er, um seine Depression behandeln zu lassen.

Depressive Menschen zu unterstützen, kann für Freunde und Partnerinnen herausfordernd sein. Manchmal hilft ein gut gemeinter Impuls von außen, manchmal aber auch nicht. "Der gleiche Satz kann an einem Tag die gewünschte Wirkung und an einem anderen Tag genau das Gegenteil bewirken", sagt Byung. Die Grenze zwischen Fürsorge und falscher Einflussnahme sei sehr fein.

"Der Mann darf sich keine psychische Schwäche leisten."

Auf Twitter erzählt Byung von sich, seinen Problemen und von dem, was ihm hilft. "Twitter war und ist ein Ventil für mich", sagt er. Außerdem hat er nun seine Erlebnisse in einem Buch aufgeschrieben: "Ins Leere gelaufen – Wie ich meine Depression überwand und mich selbst neu kennenlernte".

"Es gibt dunkle Phasen und dann gibt es auch wieder bessere Phasen. Und das ist in Ordnung so."
Byung Jin Park, Autor

Im Deep Talk spricht Byung Jin Park in dieser Woche mit Sven Preger darüber, wie sich Depressionen für ihn anfühlen, warum das Thema gerade für Männer immer noch schwierig ist und warum Langeweile sein persönliches Glück ist.

Für Angehörige von an Depression erkrankten Menschen gibt es Information auf dem Portal Deutsche Depressionshilfe. Dort findet ihr auch die Hotline 0800-33 44 533 und einen Online-Ratgeber.

Wer selbst Hilfe braucht, kann sich telefonisch oder online bei der Telefonseelsorge melden. Unter den kostenlosen Hotlines 0800-111 0 111 und 0800-111 0 222 könnt ihr euch anonym und vertraulich beraten lassen. Weitere Hilfsangebote haben wir hier für euch aufgelistet.

Wir freuen uns über eure Mails an mail@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Byung Jin Park über Depressionen
Depression: "Es fühlt sich an, wie in einem farblosen Raum allein eingesperrt zu sein"
vom 12. Mai 2021
Modderator: 
Sven Preger
Gesprächspartner: 
Byung Jin Park, Autor