In der niederländischen Hauptstadt Amsterdam ist Kiffen im Ausgeh- und Rotlichtviertel ab jetzt verboten. Dabei ist das Kiffen selbst weniger das Problem, mit dem Verbot verfolgt die Stadt ein ganz anderes Ziel.

Im Ausgehviertel und Rotlichtviertel in der Innenstadt hängen ab sofort Warnschilder, die auf das Cannabis-Konsumverbot hinweisen. Das Verbot gilt auch für Anwohnerinnen und Anwohner. Wer sich nicht daran hält, kann verwarnt werden oder muss ein Bußgeld zahlen.

"Wer sich nicht ans Verbot hält, die oder der wird verwarnt. Aber schon beim zweiten Verstoß werden 100 Euro Bußgeld fällig."
Sebastian Sonntag, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Um das Verbot umzusetzen, wird vermutlich mehr Polizei in der Altstadt unterwegs sein. Oscar Koster ist Kneipenbesitzer und skeptisch, ob das funktionieren wird. Seit längerem schon gibt es ein öffentliches Alkoholverbot in der Innenstadt, an das sich auch niemand hält, und das auch nicht kontrolliert wird, sagt er.

Amsterdam will Massentourismus bremsen

Wenig begeistert sind auch die Betreiberinnen und Betreiber von Coffeeshops. Sie fürchten Umsatzeinbußen, auch wenn in den Shops und auf den Außenterrassen weiter gekifft werden darf, nur auf den Straßen eben nicht.

Das Kiffen selbst ist aber weniger das Problem, findet auch Malka, die in Amsterdam studiert. Störend seien vor allen die Massen an Touristen, die oft betrunken und in Gruppen lärmend durch die Stadt ziehen.

"Das Kiffen ist nicht das Entscheidende, eher, dass es so viele Touristen sind, betrunken in Gruppen und besonders laut."
Malka studiert in Amsterdam

Zu viel Party-Tourismus in der Innenstadt

Das Cannabis-Verbot in der Altstadt soll dazu beitragen, den Massentourismus einzudämmen und das Rotlichtviertel sicherer zu machen. 2019 hat es fast 22 Millionen touristische Übernachtungen gegeben – zu viel für die kleine Stadt. Tausende Bewohnerinnen und Bewohner von Amsterdam haben gefordert, die Übernachtungen auf maximal 12 Millionen pro Jahr zu beschränken.

"Mit dem Cannabisverbot wird aber auch nicht Schluß sein. Kneipen müssen schon jetzt früher schließen abends. Und das Rotlichtviertel soll in einen Außenbezirk umziehen."
Sebastian Sonntag, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Neben dem Cannabisverbot in der Altstadt müssen auch Kneipen am Abend früher schließen. Am Wochenende darf ab 16 Uhr kein Alkohol mehr außerhalb von Kneipen verkauft werden. Prostitutierte müssen früher aufhören zu arbeiten. Geplant ist außerdem, dass das Rotlichviertel in einen Außenbezirk umzieht.

Und in Großbritannien schaltet Amsterdam Social Media Kampagnen. Damit sollen Partytouristen und Jungesellinnen-Abschiede davon abgehalten werden, zum Feiern nach Amsterdam zu kommen. Die subtile Botschaft der Videos: stay away!

Shownotes
Cannabis-Konsum
Kiffen in Amsterdams Altstadt jetzt verboten
vom 25. Mai 2023
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Sebastian Sonntag, Deutschlandfunk-Nova-Reporter