Derzeit sind 300 chinesische Schiffe auf dem Weg von den Galapagosinseln zur Küste vor Peru, um dort zu fischen. Was erst mal absurd klingt, ist laut dem Seerechtsabkommen der Vereinten Nationen in weiten Teilen legal.
300 Schiffe – das klingt nach sehr viel, ist aber für Länder wie China keine ungewöhnliche Zahl, sagt Gerd Kraus vom Institut für Hochseefischerei in Bremerhaven. Viele südostasiatische Staaten wie Korea, Japan oder eben China sind oftmals mit ganzen Flotten beim Fischfang unterwegs.
Auch die Tatsache, dass China nicht vor der eigenen Küste fischt, sei erst mal nicht ungewöhnlich. Dabei gibt es aber eine Regel einzuhalten: Auf den ersten 200 Seemeilen haben immer die jeweiligen Anreinerstaaten Hausrecht und damit auch das Recht, fremde Flotten abzuweisen.
"Die ersten 200 Seemeilen sind das Gebiet auf der hohen See, in dem die Anreinerstaaten Hausrecht haben. Da können die Peruaner sagen: Liebe Chinesen, geht doch bitte woanders hin."
Da gerade vor Peru aber sehr große Schwarmfischbestände vorhanden sind, rentiere es sich für China sogar noch außerhalb der 200 Seemeilen zu fischen, erklärt Gerd Kraus.
Abkommen und öffentlicher Druck
Geregelt wird dies im Seerechtsabkommen der Vereinten Nationen. Darin sind für jedes Gebiet der Erde, das nicht einem Hausrecht unterliegt, genaue Fischereirichtlinien festgehalten. Beispielsweise gibt es die Regel, dass die Staaten verpflichtet sind, nachhaltige Fischerei zu betreiben und Ressourcen zu schonen. Erlassen werden diese Richtlinien durch Organisationen der UN.
"Jedes Fleckchen Ozean in den Weltmeeren, das nicht innerhalb der Hoheitsgewässer liegt, trägt ein eigenes Fischereiabkommen in sich."
Ein Kontrollgremium, das auf hoher See unterwegs ist, gibt es allerdings nicht. Vielmehr wird an die Staaten, die Fischerei betreiben, appelliert, sich daran zu halten und Selbstkontrolle zu betreiben.
Für die Gewässer um Peru gibt es zudem eine Organisation, die sich aus allen internationalen Staaten gebildet hat, die dort ein Interesse am Fischfang haben, so auch China. Dabei setzen sich alle Staaten an einen Tisch, um beispielsweise Fangquoten festzulegen. Zudem müssen die Staaten Forschung betreiben und Daten liefern, die für ein nachhaltiges Fischereimanagement benötigt werden.
Diese Daten werden wiederum an die FAO, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN, weitergegeben und veröffentlicht. Geben Fischereinationen also keine plausiblen Daten ab, komme der öffentliche Druck zum Zuge, erklärt Gerd Kraus.
Langfristige Interessen sollten überwiegen
Ob dieser öffentliche Druck allerdings immer dazu beiträgt, dass sich die Länder an die Richtlinien halten, könne man nicht pauschal mit Ja beantworten, sagt Gerd Kraus. Allerdings hätten viele der global operierenden Fischereiunternehmen langfristige Interessen. Eine kurzfristige Überfischung bringe ihnen also nur wenig.
"Wenn man kurzfristig überfischt und alles abräumt, hat man kurzfristig großen Profit, aber auf lange Sicht guckt man in die Röhre. Insofern ist schon ein gewisses Eigeninteresse da, langfristig auch nachhaltig zu wirtschaften."
Das würden jedoch nicht alle so sehen. Doch auch China sollte nach Gerd Kraus Meinung eigentlich ein langfristiges Interesse daran haben, dass die Meere nicht überfischt werden.