Fast zehn Milliarden Euro sollte Intel bekommen, um in Magdeburg eine Chipfabrik zu bauen. Nun legt der Konzern seinen Plan erstmal auf Eis: Der Grund dafür ist hausgemacht. Aber auch der Standort Deutschland hat Probleme.

"Intel ist ein Sonderfall", sagt unser Reporter Gregor Lischka. Der Konzern habe sich scheinbar finanziell übernommen. Auch, weil es nicht gelungen sei, bei Chips für Smartphones oder Tablets und auch nicht bei der KI den Anschluss an die Konkurrenz zu halten.

Das Unternehmen wollte in der Nähe von Magdeburg eine Chipfabrik errichten. Seit über zwei Jahre wurden schon ein riesiger Gewerbepark gebaut sowie die nötige Infrastruktur. Intel sollte fast zehn Milliarden Euro an Förderung bekommen, damit es dort eine Fabrik eröffnet. Rund 3.000 Arbeitsplätze sollten entstehen.

Nun pausiert Intel seine Pläne. Aber nicht allein in Deutschland, sondern auch in Polen. Auch dort sollte eine Fabrik gebaut werden. Das zeige, dass die Entscheidung des Konzerns eher mit internen Problemen zu tun habe als mit Standortfaktoren, so Gregor Lischka.

Wirtschaftspolitik: Unternehmen, Branchen und Strukturen

Dennoch kriselt der Standort Deutschland insgesamt. Dafür gibt es verschiedene Gründe, so Gregor Lischka. Die lassen sich unterscheiden in Probleme einzelner Unternehmen, bestimmter Branchen und Probleme, die durch Strukturen verursacht werden. "Und ich glaube, diese drei unterschiedlichen Aspekte muss man voneinander trennen", sagt unser Reporter.

Die Krise bei Volkswagen zum Beispiel stehe für hausgemachte, aber auch branchenspezifische Probleme. Der Automobilkonzern schwächelt und hat Kündigungen ab Mitte 2025 angedroht.

Grund dafür sei, dass VW bei der Elektromobilität den Anschluss verloren habe. Ein Problem, das eine ganze Branche betrifft, nämlich die deutschen Automobilhersteller insgesamt. Die Krise ist nicht allein durch Standortfaktoren verursacht.

"Bei den deutschen Automobilhersteller gibt es auch viele hausgemachte Probleme."
Gregor Lischka, Deutschlandfunk Nova

Aber strukturelle Probleme gibt es auch. "Man muss hier die vergleichsweise hohen Energiepreise nennen", sagt Gregor Lischka. In den USA oder auch Asien seien die Energiepreise niedriger. "Das macht es gerade für große Industrien wie die Chemiebranche schwierig, von Deutschland aus konkurrenzfähig zu sein."

"Wenn man in die USA guckt oder nach Asien, da sind die Energiepreise deutlich geringer."
Gregor Lischka, Deutschlandfunk Nova

Eine Rollen spielen aber auch die Bürokratie. Ebenso der demografische Wandel: Eine alternde Bevölkerung bedeutet, dass langfristig Sozialabgaben steigen – auch für die Rentenversicherung.

Es gibt einen massiven Investitionsstau

Ebenso ist der Investitionsstau ein massiver Faktor, sagt unser Reporter. Zum Beispiel beim Glasfaserausbau, beim Forschungs- und Bildungssystem oder der Verkehrsinfrastruktur. "Da wurde über Jahre hinweg viel zu wenig investiert", so Gregor Lischka. Fehlende Investitionen führen zu strukturellen Problemen, die den Standort Deutschland unattraktiv machen. Deutschland verliere so an Wettbewerbsfähigkeit.

"Der Standort verliert von Jahr zu Jahr an Attraktivität beziehungsweise Wettbewerbsfähigkeit."
Gregor Lischka, Deutschlandfunk Nova

Helfen kann, dass die Politik durch Fördergelder einzelne Unternehmen oder auch Branchen stärkt. Siehe Intel. Oder: Die Politik schafft bessere Bedingungen für alle Unternehmen.

Einen Hebel sieht unser Reporter zum Beispiel bei der Förderung junger Unternehmen und zwar branchenunabhängig. Zum Beispiel, dass diese leichter an Kapital kommen. Das Potential sei da: "Es gibt in Deutschland gut ausgebildete Leute. Es gibt eine gute Vernetzung zwischen Unis und der Wirtschaft", sagt Gregor Lischka. Und: Es gibt verlässliche politische und soziale Verhältnisse.

  • Moderation: Sebastian Sonntag
  • Gesprächspartner: Gregor Lischka, Deutschlandfunk Nova