Homosexualität ist kein Verbrechen, sagt der Papst. Eine Sünde bleibe sie aber. Obwohl Franziskus eine anderen Ton wählt, ändert er an der grundsätzlichen Haltung der Kirche zu Homosexualität nichts.

Homosexualität sei kein Verbrechen aber eine Sünde, sagte Papst Franziskus in einem Interview. Die Lehre der katholischen Kirche bleibe also bei ihrem Kurs, sagt Christiane Florin aus der Redaktion Religion und Gesellschaft des Deutschlandfunks. Sie sagt: "Mit Interviews ändert man eben nicht die Lehre." Und so hätten die aktuellen Aussagen des Papstes praktisch keinen Einfluss darauf, wie die katholische Kirche mit Homosexualität umgeht.

"In Osteuropa werden LGBTQI-freie Zone ausgerufen, und römisch-katholische Bischöfe sind bei dieser Hetze dabei."
Christiane Florin, Redaktion Religion und Gesellschaft des Deutschlandfunks

Der Papst Franziskus kritisiert zwar die staatliche Kriminalisierung Homosexueller, doch der Grundhaltung der katholischen Kirche gegenüber Homosexuellen ändere er nichts, sagt Christiane Florin, und damit würde er die Haltung der Vorgänger-Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. fortsetzen.

Benedikt XVI. bezeichnete Homosexualität als "ungeordnet" und hat verfügt, dass homosexuelle Männer nicht zu Priestern geweiht werden dürfen.

Im Katechismus ist die Aufforderung enthalten, Homosexuellen mit "Mitleid" und "Takt" zu begegnen.

Der Vatikan hat vor zwei Jahren noch festgehalten, dass Homosexualität der Schöpfungsordnung widerspricht.

Aufregung in der päpstlichen Umgebung

Der Papst ist der absolute Herrscher innerhalb der Kirche, er könnte die Lehre bezüglich der Homosexualität also verändern. Zwar sei Franziskus mit großen Versprechen angetreten und das Thema sei ihm ein Anliegen, sagt Christiane Florin. Verändern wolle er aber offensichtlich nichts daran.

Das liege wohl auch daran, dass jeder seiner Sätze, in dem er Homosexualität nicht "rundweg verdammt", im Vatikan und in rechtskatholischen Kreisen weltweit große Aufregung auslöst.

"Je länger er im Amt ist, umso mehr zeigt sich, dass er eine solche Doktrin, dass Homosexualität etwas Ungeordnetes ist, verinnerlicht hat."
Christiane Florin, Redaktion Religion und Gesellschaft des Deutschlandfunks
Shownotes
Kirchenexpertin Christiane Florin
"Homosexualität sei etwas 'Ungeordnetes' – das hat der Papst verinnerlicht"
vom 27. Januar 2023
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Christiane Florin, Redaktion Religion und Gesellschaft des Deutschlandfunks