In Computerspielen wird selten geknutscht und rumgemacht. Aber es gibt Ausnahmen: Auf der Computerspielmesse E3 in Los Angeles wurden Spiele vorgestellt, in denen Männer Männer und Frauen Frauen küssen. Einige Spieler und Fans regt das ziemlich auf.

Auf der Spielemesse E3 gab es zwei große Blockbusterspiele, in denen der Spieler als schwuler Held oder lesbische Heldin spielen kann. Das neue "Assassins Creed Odyssey" spielt im alten Griechenland. Als Spieler schlüpfen wir in die Rolle eines Meuchelmörders, der mit anderen Männern eine Romanze anfangen kann. 

Homosexualität im Computerspiel regt Fans auf

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Im Spiel "The Last of Us 2" küsst die Heldin Ellie ihre Freundin Dina. "Das ist der schönste Kuss, den ich bisher in einem Computerspiel gesehen habe", findet Deutschlandfunk-Nova-Reporter Thomas Ruscher. Für viele US-Fans ist dieser Kuss aber ein Skandal. 

Viele Spieler haben sich genau wie Thomas sofort in diese Szene verknallt. Andere sagen: Das ist ein Social-Justice-Warrior-Game - also ein Spiel, das auf Krampf politisch korrekt sein will. Es sei linke Propaganda, die ihnen das Spiel kaputt mache. Andere maulen einfach nur rum, dass sie Games für 'normale' Leute mit 'normalen' Spielfiguren wollen. Dass Lesben und Schwule plötzlich Mainstream seien, sei nicht ok. 

"Bisher gibt es gar nicht so viele Computerspiele, in denen es schwule oder lesbische Helden gibt. Schon gar nicht in so großen Millionenbestsellern. In den meisten Spielen steuert man männliche Muskelprotze, die auf Frauen stehen."
Thomas Ruscher, Deutschlandfunk Nova

Schwule oder lesbische Helden in einem Millionenbestseller sind etwas Besonderes. Es gibt nur wenige Ausnahmen bisher: Im Science-Fiction-Spiel "Mass Effect" zum Beispiel können wir uns als Spieler in Männer und Frauen verlieben und Sex mit ihnen haben. Der Spieleentwickler Robert Yang ist Gamedesign-Professor in New York und meint, dass wir genau solche Spiele brauchen. 

"We have so many videogames already about conflict and violence. I want games about intimacy. Games that explore human relationships. We are so good at simulating a gun. We are not good in simulating a hug or a kiss."
Robert Yang, Spieleentwickler

Robert Yang entwickelt schon lange Spiele mit schwulen Protagonisten. In seinem Game "Hurt Me Plenty" können wir als Mann anderen Männerfiguren in Unterwäsche den Hintern versohlen und bestimmen, wie kräftig wir zuhauen – aber wenn wir es übertreiben und zu stark zuschlagen, ist das Opfer sauer und verschwindet komplett aus dem Spiel. Wir können dann erst weiterspielen, wenn die Spielfigur entscheidet, dass sie uns verzeiht und wieder Lust hat. 

In "The Tearoom" von Robert Yang hat der Spieler Oralsex auf einer öffentlichen Toilette - mit Männern mit Maschinengewehr-Penissen.
© The Tearoom | Robert Yang
In "The Tearoom" von Robert Yang hat der Spieler Oralsex auf einer öffentlichen Toilette - mit Männern mit Maschinengewehr-Penissen.

Ein bisschen schlüpfrig sind Robert Yangs Spiele schon, weshalb sie von Spieleplattformen wie Steam verbannt wurden. "The Tearoom" zum Beispiel spielt auf einer schmutzigen, öffentlichen Toilette. Der Spieler pinkelt und wartet auf andere Männer, kann Blickkontakt aufnehmen, und wenn es passt, darf der Spieler den anderen Typen oral befriedigen. Nur dass der andere Mann ein Maschinengewehr anstelle eines Penis hat – und wenn der Spieler Pech hat, erwischt ihn die Polizei und bestraft ihn für seine Homosexualität. 

"If you play my games, it’s really hard to treat them as pornography because they build up fantasy – and then they destroy the fantasy because they want you to think about the politics of sex and sexuality."
Robert Yang, Spieleentwickler

Politisch oder pornographisch?

Robert Yangs Spiele sind also eine Mischung aus Pornofantasien und politischer Auseinandersetzung mit Homosexualität. Dass diese Themen jetzt auch in großen Blockbusterspielen ankommen, ist ein ziemlich großer Schritt zu mehr Vielfalt in Computerspielen.

Mehr zum Thema:

Shownotes
Computerspiele
Homosexuelle Helden in Games
vom 22. Juni 2018
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Thomas Ruscher, Deutschlandfunk Nova