Stell dir vor, du schwebst über Baumriesen im Regenwald, unter dir kreucht und fleucht es, die Luft ist tropisch schwer, ab und zu hangelt sich ein Affe von Baumkrone zu Baumkrone. Genau diesen Traum haben sich jetzt Biologen erfüllt.
Seit gut einem Vierteljahrhundert forschte Gerhard Gottsberger nach einer Möglichkeit, die Baumkronen im tropischen Regenwald erforschen zu können. Die sind ungefähr so hoch wie der schiefe Turm von Pisa. Bislang gelangten die Wissenschaftler in die luftigen Höhen, indem sie ein Seil mit Pfeil und Bogen über einen starken Ast schossen und sich dann hochzogen. Das ist aber nicht ganz ungefährlich.
Von Baumkrone zu Baumkrone
Deshalb hatte Gerhard Gottsberger, damals noch Leiter des Instituts für Systematische Botanik und Ökologie an der Universität Ulm, die Idee eine Seilbahn zu bauen, mit dem er nicht nur einfacher in die Höhe gelangen, sondern auch noch von Baumkrone zu Baumkrone fahren kann.
Jungfernfahrt mit der Seilbahn
Mit Wissenschaftlern in Französisch Guayana hat Gerhard Gottsberger das Canopy Operation Permanent Access System - kurz Copas - entwickelt. Drei Masten á 45 Meter Länge werden im Abstand von zehn Metern aufgestellt. Zwischen den Masten wird ein Seil gespannt, an dem die Gondel hängt, mit der Gerhard Gottsberger dann über dem Dschungel schwebt. Dieses Jahr ist der Biologe endlich auf Jungfernfahrt gewesen.
"Es ist besser als fliegen - man schwebt in die Höhe."
Vom Sitz der Seilbahn aus steuert Gerhard Gottsberger elektronisch jede Bewegung. "Man kann den tropischen Regenwald in seiner Dreidimensionalität erreichen", sagt der Forscher. Zur Seilbahnfahrt nimmt Gerhard Gottsberger verschiedene Instrumente mit, mit denen er von seinem Sitz aus Pflanzen und Insekten untersucht.
"Die Baumkronen der tropischen Wälder sind einer der letzten Kontinente unseres Planeten, der noch nicht richtig erforscht ist."
Wissenschaftler wie Gerhard Gottsberger sind erst dabei herauszufinden, welche Tiere in den Baumkronen leben und wie das Ökosystem in dieser Höhe funktioniert. Der Biologe geht davon aus, dass sie mit Hilfe der Seilbahn weitere Tiere und Pflanzen noch entdecken werden. "Ich kann innerhalb des Dreiecks, das Copas umgibt, etwa 2000 Bäume und 200 verschiedene Arten untersuchen", erzählt der Wissenschaftler begeistert.
Eine Dokumentation des Projekts Copas:
- Ulmer Ideengeber der Ein-Mann-Seilbahn reisen zur Eröffnung in Regenwald | Die Südwestpresse berichtet über die Jungfernfahrt