In den USA werden Schwarze immer wieder Opfer unverhältnismäßig brutaler Polizeigewalt. Deshalb haben Aktivisten Copwatch gegründet. Sie filmen Polizisten bei der Arbeit.

Diesen Beitrag haben wir am 17. Dezember 2015 erstmals veröffentlicht, weisen aber aus aktuellem Anlass erneut auf ihn hin.

Hier in Deutschland bekommen wir das vielleicht nicht immer mit, aber in den USA gibt es jede Woche Meldungen über Polizisten, die hart und brutal gegen Menschen vorgehen, die zu gesellschaftlichen Minderheiten gehören. Oft sind es Schwarze. Sehr groß in den Medien war der Tod von Michael Brown in Ferguson. Ein weiteres Opfer war Freddie Gray in Baltimore 2014, der ja aktuell auch noch verhandelt wird.

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Für Teile der Bevölkerung in den USA zählt das brutale Vorgehen der Polizei zum Alltag. Die Community der Copwatcher wächst. Dennis Flores ist einer von ihnen. Der 40-Jährige aus Brooklyn kennt rassistisch motivierte Gewalt von Polizisten schon seit seiner Jugendzeit. Um das zu dokumentieren, filmt er die Polizisten in seinem Viertel bei der Arbeit.

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Vor allem am Wochenende ist Dennis mit seiner Kamera unterwegs. Er sagt, in erste Linie will er Polizeigewalt verhindern. Aber immer wieder beobachtet er welche. Das Ende eines Straßenfestes beispielsweise stellte er online. Damals sagten die Polizisten zu einer Familie nicht: "So, es ist Schluss, Zeit nach Hause zu gehen", sondern: "Packt euren Scheiß zusammen und verpisst euch."

"Wir haben das alles auf Video aufgenommen. Die Familie war in Handschellen, wurde auf den Boden geworfen, und als ein Cop dachte, dass keiner zu schaut, fing er an sie zu treten."
Dennis Flores, Copwatcher in Brooklyn

Dieses Video wurde mehr als 144.000-mal angeklickt. Sunset Park - wo Dennis lebt - ist ein sozialer Brennpunkt. In dem armen Einwandererviertel leben viele Latinos und Chinesen. Die Polizei fährt eine Einschüchterungstaktik und bestraft schnell und hart. Dennis wurde mit 14 Jahren zum ersten mal Opfer von Polizeigewalt. Damals wurde bei ihm in der Straße ein Film mit Steven Seagal gedreht. Er wollte den Schauspieler so gerne sehen und ging auf die abgesperrte Straße. Da wurde er von einem Polizisten angesprungen und gewürgt.

"Ich habe geweint, bin nach Hause und sagte zu meiner Mutter: Lass uns zur Polizei gehen. Sie meinte: Die Polizei macht was sie will."
Dennis Flores, Copwatcher in Brooklyn

Dieses Erlebnis war prägend für ihn. Und weil sich auf der Straße nichts geändert hat, hat Dennis seine eigene Copwatch-Gruppe: El Grito De Sunset Park gegründet. Er klärt Kids über ihre Rechte auf, wie zum Beispiel, dass es legal ist, die Polizei bei ihrer Arbeit zu filmen. Wenn die Aktivisten wirklich schlimme Übergriffe aufgenommen haben, spielen sie es dem Fernsehen zu. Das Video von der Mutter, die ihrem Sohn zur Hilfe eilt, der gerade verhaftet wurde, verbreitete sich rasend schnell.

"Ein Polizist warf sie zu Boden und drückte sein Knie in ihren Rücken. Eine weitere Frau kam herbei gelaufen und teilte mit, dass die Frau im sechsten Monat schwanger sei. Darauf wurde auch sie zu Boden gestoßen, wobei ihre Kniescheibe zerschmetterte."
Dennis Flores, Copwatcher in Brooklyn

Dennis Flores bezeichnet seine Kamera als Waffe. Bilder sprechen 1000 Worte, sagt er. Er weiß, dass er das System nicht ändern kann. Aber mit seinem Copwatch-Engagement möchte er erreichen, dass die Bürger in seiner Nachbarschaft ihre Rechte zurück bekommen.

Shownotes
Copwatch in den USA
Kamera-Aktivisten gegen Prügel-Polizei
vom 17. Dezember 2015
Moderatorin: 
Inga Hinnenkamp
Autor: 
Matthias Röckl