Viele Menschen sehnen sich gerade wieder nach mehr Kontakt. Tiere streicheln ist dabei eine gute Idee. Keine gute Idee dagegen: Sie aus dem Tierheim ausleihen und irgendwann wieder zurück bringen.
Gerade jetzt merken vielleicht einige, dass ihr Kuschel-Bedürfnis größer ist als sie dachten. Manche kommen darum auf die Idee in den Tierheimen zu fragen, ob sie sich einen Hund oder eine Katze für die Zeit der Corona-Pandemie ausleihen und für diese Zeit ein Zuhause geben dürfen.
"Die Leute rufen uns an, weil sie gerade im Home-Office arbeiten oder vielleicht das Pech hatten, ganz freigestellt zu werden. Dann hätten sie eben Zeit für ein Tier und würden sich in dieser Zeit gerne ein Tier ausleihen."
Bundesweit häufen sich diese Anfragen gerade in den Tierheimen, sagt Lea Schmitz, Pressesprecherin des Deutschen Tierschutzbundes. Entsprechende Nachfragen gab es zum Beispiel beim Albert-Schweitzer-Tierheim in Essen oder beim Tierschutzverein in Frankfurt am Main.
Gut gemeint ist nicht gut gemacht
Auf den ersten Blick scheint es für alle ein guter Deal zu sein. Das Übergangs-Herrchen kann kuscheln. Und das Tier bekommt wenigstens für eine Zeit ein heimeliges Zuhause.
"Die Tiere aus dem Tierheim auszuleihen, ist vielleicht gut gemeint, aber nicht effektiv."
Für die Tiere kann das aber sehr negative Auswirkungen haben. Denn Tiere, die eine neue Bindung nach kurzer Zeit wieder lösen müssen, tragen häufig seelische Schäden davon.
Katzen beispielsweise sind äußerst sensibel. Sie hören teilweise auf zu fressen, sagt Tierheim-Leiterin Sabine Urbainsky. Hunde rollen sich manchmal in eine Ecke, nuckeln an ihrem Schwanz, bellen oder drehen sich im Kreis.
"Manche Tiere hören auf zu essen, manche wollen gar keine Kommunikation mehr, manche zeigen Aggressionen."
Anfragen zum Ausleihen von Haustieren werden deshalb von den Mitarbeitern der Tierheime abgelehnt. Die Reaktionen fallen dann unterschiedlich aus. Einige sind überrascht, andere reagieren unfreundlich, erzählt Sabine Urbainsky.
Einschränkungen gibt es auch für Gassi-Geher
Normalerweise freuen sich Tierheime über ehrenamtliche Gassi-Geher. Doch auch da gibt es, wie in fast allen Lebensbereich zurzeit, Einschränkungen.
"Das ehrenamtliche Engagement, das normalerweise sehr wichtig ist für die Tierheime, ist momentan eingeschränkt, um die Pfleger nicht zu gefährden", sagt Lea Schmitz. "Deshalb ist gerade nicht so der richtige Zeitpunkt um sich beim Tierheim zu melden."
Hilfe lieber im privaten Umfeld anbieten
Anders sieht es im privaten Umfeld aus: Hier ist freiwillige Hilfe notwendig. Besitzern, die entlastet werden müssen oder zu einer Risikogruppe gehören, können Helfer das Gassi-Gehen abnehmen. Hier können sie eine echte Hilfe sein.