Ja, es gibt schlimmere Probleme – aber es nervt trotzdem: Homeoffice, zu Hause bleiben, möglichst wenig Leute sehen, keine Kultur, kein Mannschaftssport... Die nächsten Wochen werden – beziehungsweise bleiben – anstrengend. Wie wir dabei unsere Geduld bewahren, erklärt uns Psychologin Laura Klimecki.
Das Coronavirus beschäftigt uns schon seit dem Frühjahr. Immer und immer wieder sagen uns Politikerinnen und Politiker, dass wir Geduld haben sollen. Doch die Pandemie bringt manch eine oder einen an die eigenen Grenzen. Wann ist das endlich vorbei, fragen sich viele.
Geduld können wir lernen
Wer schon mal im Wartezimmer beim Arzt, an der Bushaltestelle oder im Auto im Stau saß, kennt es: das Gefühl, dass doch jetzt bitte irgendwann mal etwas passieren muss.
Die gute Nachricht: Geduld ist eine Fähigkeit, die wir lernen können, sagt Laura Klimecki, Psychologin und Coach aus München. Sie hat Tipps für uns, wie das klappen kann.
"Die entscheidende Frage in solchen Momenten lautet: Auf was konzentriere ich mich?"
Die entscheidende Frage in solchen Momenten sei, worauf wir den Fokus legen: auf die Tatsache, dass wir gerade vor Ungeduld platzen möchten? Oder schaffen wir es, uns zu überlegen, was wir eigentlich alles mit der Zeit, die wir gerade haben, anstellen können?
Impulskontrolle: Der Fokus ist entscheidend
In einer angespannten Situation den Fokus zu verändern, ist aber manchmal ganz schön schwer. Wenn der Bus zu spät kommt und wir uns auf seine Pünktlichkeit eingestellt haben, möchten wir am liebsten fluchen. Doch was können wir daran ändern, dass er nicht um die Ecke gerollt kommt? Gar nichts.
Genetik, das persönliche Umfeld, zu wenig Schlaf oder auch Stress in Job oder Beziehung bzw. Privatleben – ob wir geduldig oder ungeduldig sind, kann ganz verschiedene Ursachen haben. Die Forscher sind sich da nicht ganz einig, sagt die Psychologin.
"Geduld ist einer der wichtigsten Prädikatoren für späteren Berufserfolg."
Klar ist aber: Ohne Geduld geht es nicht. Sie ist auch eine der wichtigsten Voraussetzungen für späteren Erfolg im Beruf, sagt Laura Klimecki. Kann ich meine Impulse kontrollieren: ja oder nein? In der Psychologie heißt das auch Belohnungsaufschub.
1968 wurde der US-amerikanische Persönlichkeitspsychologe Walter Mischel mit einem Experiment berühmt, dem sogenannten Marshmallow-Test: Mischel gab vierjährigen Kindern einen Marshmallow mit dem Hinweis, sie könnten ihn jetzt entweder sofort verputzen oder aber ein paar Minuten damit warten, dann bekämen sie noch einen zweiten dazu. Die gleichen Kinder wurden in späteren Jahren in Nachbeobachtungsstudien untersucht.
Der Marshmallow-Test
Das Ergebnis: Die geduldigen Kinder, die ihre Impulse kontrollieren und auf den zweiten Marshmallow warten konnten, hatten später tatsächlich größeren akademischen und beruflichen Erfolg.
Auch "chronisch" ungeduldige Menschen können es schaffen, geduldiger zu werden, sagt Laura Klimecki. Sie müssten sich fragen: Welche Konsequenzen hat mein Verhalten jetzt? Möchte ich das? Wenn die Antwort "Nein" lautet, dann schaffen es vielleicht auch ungeduldige Menschen, sich klarzumachen, dass es gerade vielleicht tatsächlich besser wäre, mal kurz die Zähne zusammenzubeißen, so die Psychologin.