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1.999 Euro: So viel kostet eine Reise nach Moskau, um sich mit Sputnik V impfen zu lassen. Diese Corona-"Spritztouren" vermittelt zum Beispiel der norwegische Reiseveranstalter World Visitor. Wir sprechen mit dem deutschen Marketingdirektor Albert Sigl.

Bei World Visitor kann jeder Erwachsene eine Corona-Impftour ins Ausland buchen. Am beliebtesten, so Albert Sigl, sei die viertägige Kurzreise nach Russland. Und zwar zwei Mal: für die erste und die zweite Impfung.

Nach der Ankunft in Moskau steht am zweiten Tag in einer Privatklinik eine ärztliche Voruntersuchung an. Anschließend, wenn der Reisende weiterhin will, wird der Impfstoff Sputnik V verimpft. Die Kosten für die ärztliche Behandlung liegen bei 185 Euro je Impfung. Den Impfstoff gibt es von der russischen Regierung gratis, so Albert Sigl.

"Der Arztbesuch kostet 185 Euro. Der Impfstoff wird von der russischen Regierung kostenlos zur Verfügung gestellt."
Albert Sigl, Marketingdirektor von World Visitor

Den dritten Tag sollen die Geimpften noch im Land verbringen. Zur Sicherheit, falls die Impfung negative Folgen zeigt. "Die russische Seite möchte, dass der Kunde noch einen Tag vor Ort ist, um eventuell behandelt werden zu können", sagt Albert Sigl. An diesem Tag ist aber Sightseeing möglich, falls gewünscht.

Am vierten Tag geht es zurück nach Hause. Nach 21 Tagen steht die zweite Impfung an - verbunden mit genau dem gleichen Prozedere. Die Reise selbst kostet 1.999 Euro: hin und zurück. Plus Visagebühren.

Sputnik V ist bislang nicht zugelassen

Doch der Impfstoff Sputnik V ist in Deutschland bislang nicht zugelassen. Die Regierung will die Entscheidung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) abwarten. Die EMA will ein schnelles Prüfverfahren für die Zulassung starten. Ob und wann eine Zulassung kommt, ist aber noch unklar. Auch, ob die Impfung nachträglich in den Impfausweis eingetragen wird.

Derweil schlachtet die russische Regierung die Impfungen für die eigene Propaganda aus. Das versucht Albert Sigl gar nicht abzustreiten. Zur ersten Gruppe, die Mitte April zur Impfung in Moskau war, gehörten neun Reisende, die sich bei der Impfung fotografieren und filmen ließen. 34 andere Personen aus der Gruppe blieben bei der Impfung ohne mediale Begleitung, so Albert Sigl. Sie wollten "inkognito" unterwegs sein.

Enno Lenze aus Berlin lässt sich in Moskau den russischen Impfstoff Sputnik V impfen (16.04.2021); Foto: dpa
© picture alliance I dpa | Christian Thiele
Der Berliner Enno Lenze ließ sich in Moskau mit Sputnik V impfen und dabei auch filmen.

Die Kunden und Kundinnen von World Visitor seien ganz unterschiedlich, so Albert Sigl. Vom Fußballtrainer, der Kinder trainiert, bis hin zum Firmenchef.

Mit Einkalkulieren muss man aber auch, dass die Reise ein Infektionsrisiko darstellt. Und es bleibt festzuhalten, dass die Wirksamkeit von Sputnik V noch nicht zweifelsfrei belegt ist. Russland hatte mit den Impfungen im Dezember 2020 begonnen, noch bevor die klinische Studie abgeschlossen war. Das stieß auf Kritik. Im Februar 2021 erschien ein Zwischenbericht in der renommierten Fachzeitschrift "The Lancet", der die Wirksamkeit des Vakzins bestätigte. (Wir haben hier dazu berichtet.) Kommt die Zulassung, wird auch Deutschland Impfstoff ordern. Eine Impfung landet dann auch im Impfausweise.

Shownotes
Impftourismus
"Spritztouren" ins Ausland: Moskau spendiert den Impfstoff Sputnik
vom 22. April 2021
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Albert Sigl, Marketingdirektor von World Visitor