Aktuell würden sich etwa 67 Prozent der Deutschen gegen das Corona-Virus impfen lassen. Das würde selbst bei einem perfekt funktionierenden Wirkstoff nicht ausreichen, um die Verbreitung des Virus zu stoppen. Die Impfbereitschaft könnte allerdings auch wieder steigen.

Jeder zehnte Deutsche würde sich bei einem Impfstoff aktuell nicht gegen das Corona-Virus impfen lassen. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar. In keinem anderen Land gibt es so viele Verweigerer. Das könnte auch daran liegen, dass die Krise in Deutschland bisher relativ glimpflich verlaufen ist.

"Mitte April waren noch rund 80 Prozent bereit, sich impfen zu lassen. Durch die Lockerungen jetzt, sinkt auch das spürbare Risiko - und auch die Impfbereitschaft."
Cornelia Betsch, Professorin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt

Generell gilt: Je höher das Risiko, desto eher steigt die Impfbereitschaft. Das sagt Cornelia Betsch. Sie ist Professorin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt und leitet das „COVID-19 Snapshot Monitoring“ (COSMO). Bei dem Mentoring wird einmal pro Woche mit einer Online-Live-Umfrage ermittelt, wie Menschen die Risiken des Corona-Virus subjektiv wahrnehmen.

Die Impfbereitschaft ist seit Mitte April um 20 Prozent gesunken - doch noch würde Cornelia Betsch deswegen keinen Alarm schlagen. Die Menschen seien aktuell mit anderen Dingen beschäftigt und genießen auch vielleicht die ersten Lockerungen. Das schwäche den Appetit auf einen Impfstoff.

Vertrauen in die Impfung ist wesentlich

Im Monitoring hat sich außerdem gezeigt: Die Menschen vertrauen einem Corona-Impfstoff weniger als anderen Impfungen. Das könnte zum einen daran liegen, dass es ihn noch nicht gibt, aber auch daran, dass er so schnell gefunden werden muss, sagt Cornelia Betsch.

"Es gibt den Impfstoff noch nicht, wir wissen nicht wie er aussehen wird oder für wen er verfügbar sein wird - das sind Faktoren die verunsichern."
Cornelia Betsch, Professorin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt

Keiner weiß wie er aussiehen oder wie sicher er schließlich sein wird, sagt Cornelia Betsch. Wenn das aber geklärt ist, könne auch die Impfbereitschaft wieder steigen. Übrigens: Bei Risikogruppen oder Menschen, die sich durch das Virus stärker bedroht fühlen, ist die Impfbereitschaft höher.

Wissen um Gemeinschaftsschutz mindert Impfbereitschaft

Ein Problem sieht Cornelia Betsch im Wissen um den Gemeinschaftsschutz. Die Impfbereitschaft sinke auch deshalb, weil viele die Situation abwarten wollen. "Nach dem Motto: Wenn sich alle anderen impfen lassen oder bis dahin vielleicht immun sind, dann brauche ich mich nicht mehr impfen lassen", sagt Cornelia Betsch.

WHO überprüft Sicherheit genau

Auch wenn das Verfahren im Corona-Impfstoff schneller laufen soll als normal: Mit dem Feuer wolle keiner spielen, sagt Cornelia Betsch. Denn würde tatsächlich ein gefährlicher Impfstoff in Umlauf geraten, würde das auch das Vertrauen in andere Impfstoffe schwächen. Die Weltgesundheit-Organisation würde darum besondere Sorgfalt in der Sicherheitsprüfung eines möglichen Impfstoffes ausüben.

Nutzen des Impfstoffes: Freiheit

Damit das Vertrauen in die Sicherheit des Impfstoffes steigt, müsse darüber transparent kommuniziert werden. Es muss klar über Inhaltsstoffe aber auch über mögliche Risiken informiert werden, so Cornelia Betsch. Nur so könne man auch transportieren, warum der Impfstoff so wichtig ist. Denn er hat einen wesentlichen Nutzen: Mehr Freiheit für uns alle.

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Shownotes
Corona-Impfstoff
Die Impfbereitschaft schwankt mit dem Infektionsrisiko
vom 05. Juni 2020
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartnerin: 
Cornelia Betsch, Professorin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt