Google möchte jetzt dafür sorgen, dass sich Verschwörungserzählungen rund um das Coronavirus nicht so schnell verbreiten.

Ab Mitte August will Google keine Werbung mehr im Umfeld von Artikeln schalten, die wissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen, berichtet CNBC. Auch Werbung, die auf solche Artikel verweist, soll es dann nicht mehr geben. Am Ende kann das sogar ganze Websites treffen, für die dann keine Werbung mehr geschaltet wird, berichtet Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Andreas Noll.

Was für Google ein Corona-Verschwörungsmythos ist

Wie genau die Richtlinien bei Google aussehen, wann also etwas als gefährlich klassifiziert und als Corona-Verschwörungsmythen definiert wird, ist unklar. Der Konzern hat aber ein paar Beispiele genannt: Artikel, in denen etwa behauptet wird, die Corona-Impfstoffe wollten das Erbgut von Menschen verändern oder Bill Gates hätte das Virus erfunden.

"Journalistische Artikel, die über Corona-Verschwörungsmythen informieren, sollen nicht betroffen sein, sagt Google."
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Ein Google-Sprecher hat versichert, dass der Bann keine journalistischen Artikel treffen werde, die über solche Verschwörungsmythen informieren. Die Verstöße sollen zwar automatisiert registriert, aber eben auch durch echte Menschen überprüft werden. Bereits jetzt gehe der Konzern gegen bestimmte Anzeigen vor, die die Angst der Menschen vor einer Pandemie ausnutzen. Mehr als 200 Millionen Anzeigen wurden demnach gelöscht, sagt Google.

Die Macht von Google

Die Artikel selbst sind über Google weiterhin zu finden, sie werden also nicht aus den Suchergebnissen gelöscht. Trotzdem: Auch diese "Zensur light" hat natürlich Einfluss auf die Reichweite der Inhalte, sagt unser Netzreporter. Ein Beispiel dafür ist der rechts-libertäre Finanzblog Zerohedge. Er bekam die Google-Macht im Juni zu spüren, als der Konzern die Monetarisierung der Seite vorübergehend stoppte.

Der Fall Zerohedge

Es erschienen keine Google-Anzeigen mehr – und das führt umgehend zu weniger Einkünften der Betreiber. Auf Zerohedge waren in den User-Kommentaren abwertende Inhalte erschienen, vor allem im Umfeld der Black-Lives-Matter-Berichterstattung. ZeroHedge verbesserte daraufhin die Moderation der Kommentare und ließ entsprechende Einträge löschen. Nach dieser Reaktion wurde die Anzeigensperre wieder aufgehoben.

"So eine Demonetarisierung ist ein Mittel, mit dem Google hohen Druck aufbauen kann."
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Schon im März hatten die großen Plattformen angekündigt, gegen falsche Informationen zu Corona vorzugehen. So gibt es zum Beispiel Gesundheitsrichtlinien für Werbung: Werbungen, die falsche Informationen zu Impfungen verbreiten, werden gestoppt. Das soll dabei helfen, dass Menschen durch solche falschen Informationen nicht vom Arztbesuch abgehalten werden.

Google will gegen falsche medizinische und politische Behauptungen vorgehen

Was jetzt neu ist: Google will nun nicht mehr nur gegen falsche medizinische Behauptungen vorgehen, sondern auch gegen politische Behauptungen – also etwa gegen den Verschwörungsmythos, dass Bill Gates mit seiner Stiftung hinter dem Virus steckt. Das ist ja zunächst mal keine medizinische Aussage, hat aber trotzdem Folgen für die Pandemie-Bekämpfung, wenn das jemand glaubt. Und daher fällt das bei Google jetzt auch in diese Kategorie, erklärt Andreas Noll.

Google-Bann fast immer mit Begleitschäden verbunden

Wie mächtig ein Werbe-Bann konkret ist, ist schwierig zu beziffern, sagt unser Netzreporter. Weil immer erst einmal geschaut werden müsse, wie abhängig solche „Verschwörungsmythos-Schleudern“ von Google-Anzeigen sind. Es lasse sich aber sagen, dass ein Google-Bann fast immer mit Begleitschäden verbunden ist.

Für die USA hatte Google zwischenzeitlich nur staatlichen Stellen Werbung zu Coronathemen erlaubt. Das rief dann aber die Demokraten auf den Plan: Sie kritisierten, dieser Bann helfe Trump und schade den Demokraten. In der Folge wurde der Bann dann auch schnell wieder aufgehoben.

Shownotes
Corona
Verschwörungserzählungen sollen nicht mehr bei Google beworben werden
vom 20. Juli 2020
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter