"Echtzeitalter" von Tonio Schachinger wurde mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Die Coming-of-Age-Geschichte handelt von autoritären Strukturen, Reclamheften und der Flucht ins Gaming.

Till Konkorda geht auf ein Wiener Elite-Internat. Hier zählt Disziplin, Macht und Bildung. Wer sich nicht fügt, wird mit Extra-Aufgaben und Extraminuten bestraft. Verkörpert werden die autoritären Strukturen durch den Lehrer Dolinar, der die Schüler herablassend behandelt – allen voran Till.

"Hier in seinem Zimmer ist er frei von allem. Wenn die Lüftung des Rechners summt, wenn er gegen andere spielt, die wie er irgendwo da draußen vor ihren Monitoren sitzen und sich Strategien überlegen."
Lydia Herms, Deutschlandfunk Nova

Frei ist er nur in der digitalen Welt: In seinem Zimmer an seinem PC kann Till seine eigenen Welten erschaffen. Stundenlang spielt er Age of Empires. Er trinkt kaum, er isst selten, mit seiner Mutter spricht er immer weniger.

Eine Welt nach Plan

In der digitalen Welt funktioniert alles nach bestimmten Codes: Eins (1) heißt Ja. Zwei (2) heißt Nein. Eins-eins (11) heißt Haha und Eins-eins-eins-eins, also: vier Einsen (1111) bedeuten Hahaha. Hier gibt es keine Ungerechtigkeit und keine Willkür. In der digitalen Welt läuft alles nach Plan.

Wie soll Till diese Welt seiner Mutter verständlich machen? Er probiert es. Er setzt sie auf seinen Gaming-Stuhl. Er zeigt ihr ein Lets Play-Video von einem seiner Lieblings-YouTuber. Das Video ist schon etwas älter, und es zeigt ein Match zwischen zwei Spielern, von dem einer Tiiiko heißt. Das ist wichtig. Denn dieser Tiiiko ist nicht irgendwer.

Das Buch:

"Echtzeitalter" von Tonio Schachinger, Rowohlt Verlag, 364 Seiten, gebundene Ausgabe (Hardcover): 24 €, E-Book: 19,99 €; ET: 14.03.2023.

Shownotes
Das perfekte Buch für den Moment...
…wenn du die Einladung zum Klassentreffen in den Spam-Ordner schiebst
vom 22. Oktober 2023
Autorin: 
Lydia Herms, Deutschlandfunk Nova