Sehr viele Musiker sind depressiv oder haben oder hatten Angststörungen - das ist bei einer Studie der britischen Organisation "Help Musicians UK" rausgekommen.
"Rund 2000 Musiker haben bei der Studie mitgemacht und 70 Prozent davon sagen, sie hatten schon mal eine Panikattacke oder Angststörung."
Fast genauso viele geben an, sie hätten schon mal eine Depression gehabt. Das sind viel mehr als im Durchschnitt der britischen Bevölkerung. Die Studie spricht allerdings nicht von klinischen Depressionen, also nicht unbedingt. Die Musiker haben von sich selbst gesagt, dass sie "Depressionen" oder "Angststörungen" hatten. Es wurden also keine Gutachten von Ärzten eingefordert. Vorsicht mit dem Begriff ist also angesagt.
"Die Teilnehmer sagten von sich selbst, dass sie Musiker sind. Ob und wie genau sie ihr Geld damit verdienen, wurde nicht nachgeprüft."
Die meisten Musiker, die an der Studie teilgenommen haben, waren zwischen 18 und 35 Jahre alt. Etwas mehr als die Hälfte waren männlich und fast 40 Prozent der Musiker stammen aus London, wo die britische Musikszene besonders stark ausgeprägt ist.
Hat das was mit der Persönlichkeit zu tun?
Man kann nicht sagen, dass Leute, die zu solchen Problemen neigen, vermehrt Musiker werden. Musiker sind eine viel zu unterschiedliche Gruppe, als dass man sie über einen Kamm scheren könnte, sagt die Musiker-Psychologin Magdalena Zabanoff.
"Man kann natürlich vermuten, dass Musiker vielleicht Menschen sind, die mit ihren Emotionen sehr gut in Verbindung stehen, das ist ja auch Teil ihres Berufsbildes."
Und da könne es sein, dass diese Personen eine Missstimmung viel deutlicher wahrnehmen, so Magdalena Zabanoff. Viele Menschen würden solche "negativen" Gefühle oft einfach unterdrücken.
Gründe für Depressionen
Die Arbeitsbedingungen seien laut der Studie eine Ursache: Nicht die Musik, sondern die Musikindustrie macht krank.
- Schlechte Arbeitszeiten
- Erschöpfung
- Schlechte Bezahlung
Diese Arbeitsbedingungen herrschen nicht nur in der britischen Musikindustrie, sondern sind ein globales Problem. Musiker werden oft einfach sehr schlecht bezahlt, sagt Magdalena Zabanoff.
"Musiker oder Sänger bei Hochzeiten müssen schon mal für 200 oder 300 Euro einen ganzen Abend spielen. Das geht einfach nicht."
Eine erfolgreiche Karriere im Musik-Business erleben die wenigsten Musiker. Selbst in einem Orchester sind die Aufstiegsmöglichkeiten sehr schwer.
Wenig Anerkennung
Besonders zu schaffen mache den Musikern, dass sie enorm viel Energie investieren, ohne dafür am Ende die entsprechende Anerkennung zu bekommen. Das erzeuge wiederum ein große Enttäuschung.
"Viele Musiker sind sehr perfektionistisch."
Mehr über das Musikerleben:
- Musicians Way More Likely to Be Depressed and Anxious, Study Shows | pitchfork.com
- Can Music Make You Sick? Music and Depression (Langversion, pdf, 69 Seiten) | helpmusicians.org.uk