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Der Hadsch hat begonnen – die Pilgerfahrt, die für Musliminnen und Muslime einmal im Leben Pflicht ist. Millionen pilgern nach Mekka, darunter Burak, der monatelang mit dem Rad dorthin gereist ist. Er erzählt uns, wie der Hadsch sein Leben verändert.

Jedes Jahr nehmen etwa zwei Millionen Musliminnen und Muslime am Hadsch teil – der Pilgerreise nach Mekka, die zu den fünf Säulen des Islam gehört und für viele Gläubige verpflichtend ist. Der Hadsch findet immer zu einem festen Zeitpunkt im islamischen Kalender statt – in diesem Jahr vom 4. bis 9. Juni.

Von Pforzheim nach Mekka – in zweieinhalb Monaten

Burak hat sich schon Ende Februar auf den Weg gemacht – mit dem Fahrrad, von Pforzheim nach Mekka. Mit im Gepäck: fünf Handys. Er braucht sie zur Navigation, zum Austausch mit der Community und zum Filmen und Hochladen von Videos, um möglichst viele Menschen auf seine Reise mitzunehmen, sagt er.

"Unterwegs haben mich so viele Leute abgefangen und motiviert."
Burak, Hadsch-Pilger

Zweieinhalb Monate hat seine Reise durch viele Länder gedauert. Dabei habe er kaum schlechte Erfahrungen gemacht, jeder Tag sei ein Abenteuer gewesen, erzählt er. Besonders beeindruckt hat ihn, wie viele Menschen er über Social Media erreicht hat, die ihn dann unterwegs besuchten, um ihn zu motivieren.

Unvergessene Momente

Eines seiner Highlights war ein Abschnitt auf dem Balkan. Auf einer Straße von Travnik nach Sarajevo konnte er nur eine Straße nutzen – und genau dort hätten ihn viele Follower gezielt abgefangen, wollten ihn mit dem Auto mitnehmen und hätten ihn mit Essen überschüttet, sodass sein Rad am Ende völlig überlastet war, sagt er.

"Es war eine unglaublich schöne Zeit. Ich habe mich nicht um Schlafplätze bemühen oder Essen und Getränke selber kaufen müssen."
Burak, Hadsch-Pilger

Die Erfahrung sei "unglaublich schön" gewesen, sagt Burak. Er habe sich nie um Schlafplätze kümmern müssen, auch nicht um Essen oder Getränke. Im Gegenteil: Am Ende habe er selbst Sachen verteilen müssen.

Burak hat es am Ende nicht ganz mit dem Fahrrad bis nach Mekka geschafft. In Erbil im Nordirak war für ihn Schluss – unter anderem wegen Visaproblemen. Nach rund 4.000 Kilometern mit dem E-Bike flog er nach Saudi-Arabien, trampte die letzten 350 Kilometer bis Medina und lief teils nachts durch die Wüste.

Hadsch – eine der fünf Säulen des Islam

Nun beginnt für ihn der Hadsch mit den ersten Ritualen: Es gibt verschiedene heilige Orte, die besucht werden – einer der wichtigsten ist der Arafat-Berg. Wer dort gewesen ist, gilt offiziell als Haji – ein Ehrentitel für Pilger. Am Berg werden sie als Gruppe Zeit verbringen, gemeinsam beten und dann von Ort zu Ort laufen – oft viele Kilometer in großer Hitze, um weitere Rituale zu erfüllen, erzählt er.

"Es ist eine Säule des Islam, den Hadsch zu machen. Deswegen ist jeder Muslim bemüht, das zu tun."
Burak, Hadsch-Pilger

Für Burak ist der Hadsch wichtig, weil er eine der fünf Säulen des Islam ist – jede Muslima und jeder Muslim soll ihn einmal im Leben machen, aufgrund der Strapazen am besten im jungen Alter. Viele Gläubige würden es auch aus finanziellen Gründen aufschieben – die Reise kostet inklusive Visa und Genehmigungen sehr viel Geld.

Während des Hadsch kommt es immer wieder zu Todesfällen – im vergangenen Jahr starben etwa 1300 Menschen an der extremen Hitze von bis zu 50 Grad. Burak weiß um das Risiko und hat sich entsprechend vorbereitet.

Vorkehrungen gegen Hitze und Panik

Der Hadsch ist auch für Saudi-Arabien ein Riesenevent. Das Land will verhindern, dass es wieder zu Hitzetoten oder auch zu Massenpaniken kommt. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Vorkehrungen, berichtet Moritz Berendt, ARD-Korrespondent in Kairo.

  • Es wurden mehr klimatisierte Zelte und Trinkwasserstationen eingerichtet.
  • Es wurden Bäume gepflanzt und Straßenbeläge verwendet, die sich weniger aufheizen.
  • Drohnen sollen künftig schneller Medikamente in die Menge bringen.
  • Die Pilgerfahrt wird mit Kameras und KI überwacht – in Echtzeit sollen so Staus oder Engpässe erkannt und Gefahren frühzeitig verhindert werden.
"Medizin soll zu den Menschen mit Hilfe von Drohnen kommen, die über die Menschenmassen hinwegfliegen können."
Moritz Berendt, ARD-Korrespondent in Kairo

Mekka: Mit Abschreckung gegen den Massenansturm

Saudi-Arabien setzt auf Abschreckung: Wer ohne gültiges Visum zum Hadsch reist, muss mit hohen Geldstrafen rechnen. Saudis, die solche Personen unterstützen, riskieren den Verlust ihrer Arbeitserlaubnis.

In den kommenden Tagen durchlaufen die Pilger mehrere festgelegte Rituale. Dazu zählt die siebenfache Umrundung der Kaaba entgegen dem Uhrzeigersinn. Ein weiteres zentrales Ritual ist die symbolische Steinigung des Teufels mit kleinen Kieseln. Den Abschluss bildet das Opferfest – das höchste Fest im Islam, das nicht nur in Mekka, sondern weltweit gefeiert wird.

Der Hadsch – eine logistische Herausforderung

Der logistische Aufwand für den Hadsch ist riesig. Saudi-Arabien hat ein eigenes Hadsch-Ministerium und weitere Behörden, die die Massen organisieren. Rund 250.000 Mitarbeiter kümmern sich um Sicherheit und Gesundheit.

Über 25.000 Busse, 9.000 Taxis und eine Metro stehen bereit. Visa werden über Quoten an Länder vergeben – oft entscheidet ein Losverfahren über die Teilnahme. Manche warten Jahre auf ein Visum, andere ein Leben lang.

Der Hadsch ist zudem ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für Saudi-Arabien – neben dem Erdöl. Für Pilger kostet die Reise oft über 5.000 Euro. Bei rund  zwei Millionen Teilnehmenden ergibt das Einnahmen von etwa zehn Milliarden Euro jährlich. Saudi-Arabien investiert viel in Hotels und Infrastruktur, um künftig noch mehr Pilger aufnehmen und so weitere Einnahmen generieren zu können.

"In Saudi-Arabien gibt es extra ein Hadsch-Ministerium, damit die Massenveranstaltung mehr oder weniger reibungslos ablaufen kann."
Moritz Berendt, ARD-Korrespondent in Kairo

Für Burak hat die Reise eine tiefe spirituelle Bedeutung. Er glaubt, dass er danach als Hadji sündenfrei sein wird – ein Versprechen, das mit dem Hadsch verbunden ist. Deshalb möchte er künftig achtsamer leben, seinen Glauben stärker ausleben sowie mehr auf seine Sprache, sein Verhalten und sein Umfeld achten.

Der Hadsch sei ein unvergessliches Erlebnis, das ihn ein Leben lang begleiten wird, sagt er.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Der Hadsch beginnt
Pilgerfahrt nach Mekka: Die wichtigste Reise des Lebens
vom 04. Juni 2025
Moderation: 
Rahel Klein
Gesprächspartner: 
Burak, Hadsch-Pilger
Gesprächspartner: 
Moritz Berendt, ARD-Korrespondent in Kairo