Wenn man für die WM in Brasilien eine Fußballmannschaft frei zusammenstellen dürfte, dann hätten die meisten von uns Stars wie Cristiano Ronaldo, Lionel Messi oder Frank Ribéry im Team. Das klingt nach Erfolg, nur gewinnen wird man mit ihnen eher nicht. Eine Studie zeigt: Ein Team, das gespickt ist mit den Besten der Besten, ist für den Titelkampf kontraproduktiv.

Wenn alle großen Stars in einem Fußballteam versammelt wären, dann erwartet man von ihnen nichts anderes als den Titel. Dass daraus allerdings nichts wird, lässt sich wissenschaftlich belegen. US-Forscher haben pünktlich zum WM-Start eine Studie veröffentlicht mit dem schönen Titel: The Too-Much-Talent-Effect.

Warum schadet es, zu viele Talente zu haben?

Wenn jeder Spieler ein Weltstar ist, heißt das noch lange nicht, dass sie auch als Team gut funktionieren. Denn zu viele hochbegabte Alpha-Männchen in einer Gruppe verschlechtern die Team-Performance ab einem bestimmten Punkt. Belegen konnten das die Wissenschaftler an den Qualifikationsspielen der Fußball-Weltmeisterschaften von 2010 und 2014 sowie an den NBA-Ergebnissen aus zehn Jahren.

Wer hat Talent und wer nicht?

Das Talent einzelner Spieler haben die Forscher über verschiedene Schlüssel errechnet und die Hochbegabung anschließend in Prozentzahlen ausgegeben. Am Ende der Auswertung kamen sie zu dem Ergebnis, dass in einer Mannschaft mit ungefähr 50 Prozent Top-Spielern die Team-Performance abnimmt und die Mannschaft zusammen schlechter spielt, als man es von ihnen erwartet. Das ist dann der Zu-Viel-Talent-Effekt.

Das Ergebnis der Studie widerspricht der Annahme, dass es einen linearen Zusammenhang gibt zwischen begabten Spielern und guten Ergebnissen. Das zeigt sich auch am Beispiel Basketball: Die größten Stars der Miami Heats heißen LeBron James, Dwayne Wade und Chris Bosh. Trotzdem haben sie 2011 gegen die Dallas Mavericks verloren - mit Dirk Nowitzki als einzigem Big-Player.

Kommt es weniger auf das Team-Play an, trifft der Effekt nicht zu

Wenn es darum geht, dass die Team-Performance für ein Spiel entscheidend ist, dann lässt sich das Ergebnis auch auf andere Sportarten übertragen. Bei Disziplinen, in denen es weniger auf das Team-Play ankommt, sieht die Sache anders aus. Die Wissenschaftler haben neben Fußball und Basketball auch Baseball untersucht, bei der die Leistung der einzelnen Spieler mehr im Vordergrund steht. Hier konnte der Zu-Viel-Talent-Effekt nicht nachgewiesen werden.

Shownotes
Der Zu-Viel-Talent-Effekt
Viele Stars = kein Erfolg
vom 12. Juni 2014
Autorin: 
Tina Kießling
Moderator: 
Paulus Müller