Den eignen Körper mal so richtig von innen "reinigen". Wer dieses Bedürfnis spürt, findet ein großes Angebot an Detox-Tees, Detox-Säften oder Detox-Pflastern für die Füße. Wir haben mal geschaut, wie sinnvoll diese Produkte überhaupt sind.

Kennt ihr vielleicht: Wenn wir durch unseren Insta-Feed scrollen, bekommen wir ziemlich oft Werbung für Detox-Produkte angezeigt: "Reinigt euren Körper!" Zum Beispiel durch eine einwöchige Saftkur ohne feste Nahrung. Oder aber durch Detox-Pflaster. Die klebt man sich auf den Fuß, wartet ein paar Stunden, zieht sie wieder ab – und hält ein dunkel verfärbtes Pflaster in der Hand. Sind das jetzt die bösen Körpergifte und wir sind wieder topfit?

Detox-Pflaster sind für die Füße

Antwort: Nein. Gerade die Pflaster versprechen in der Regel mehr als sie halten. Es verfärbt sich zwar tatsächlich dunkel. Das liegt aber daran, dass die Hersteller oft Wirkstoffe wie etwa Baumessig beimischen. Wenn dann Feuchtigkeit zwischen die Haut und das Pflaster gelangt, wird es durch Oxidation dunkel verfärbt. Einfacher gesagt: Ihr schwitzt am Fuß – und das verfärbt das Pflaster.

Vieles wird inzwischen als Detoxmittel angepriesen, was uns entgiften soll. Dahinter steckt allerdings wenig bis nichts, sagt Diätologin und Ernährungsexpertin Isabell Bersenkowitsch.

"Wenn wir uns die Wissenschaft dahinter genau anschauen, gibt's dafür fast keine Evidenz."
Isabell Bersenkowitsch, Diätologin und Ernährungsexpertin

Oft sei bei solchen Produkten von "Schlacken" oder "Detox" die Rede, ohne dass dann auch präzise beschrieben würde, was das Produkt im Körper auslöst und wie genau es die schädlichen Stoffe aus dem Körper entfernt. Also egal ob Saftkur, Pille, Tee oder Pflaster – die Reinigungsversprechen dahinter sind grundsätzlich erst mal schwierig.

Genau deshalb hat übrigens auch der Bundesgerichtshof schon 2017 entschieden, dass Unternehmen – zumindest bei Nahrungsergänzungsmitteln – nicht mehr mit dem Begriff "Detox" werben dürfen.

Unser Körper entgiftet sich selbst

Die omnipräsente Werbung sagt uns zwar immer wieder, dass wir unseren Körper regelmäßig entgiften müssen – zum Beispiel nach Weihnachten, wenn man sich mit allem möglichen fetthaltigen Kram vollgestopft hat und sich danach ziemlich ungesund fühlt.

Doch unser Körper ist in der Lage, sich selbst zu entgiften, sagt Isabel Bersenkowitsch. Das passiert zum Beispiel in der Niere, im Darm, in der Leber – aber auch über die Lunge oder die Haut. Wenn diese Organe funktionieren, hätten wir alles bei uns, was wir brauchen.

"Niere, Darm, Leber, Lunge, Haut – wir sind mit allem ausgestattet, was der Körper für die Entgiftung braucht."
Isabell Bersenkowitsch, Diätologin und Ernährungsexpertin

Detox-Verfechter:innen sagen dagegen, dass wir inzwischen derart viele Schadstoffe in unseren Körper aufnehmen, dass wir die Entgiftung ohne Hilfsmittel gar nicht mehr schaffen könnten. Auch das stimmt nicht.

Bei einigen Schadstoffen – etwa bei Nikotin oder Alkohol – braucht der Körper zwar lange, um sich davon zu befreien. Trotzdem ist das besser, als Detoxmittel zuzuführen. Vor allem, wenn man weiß, dass manche Detoxprodukte sogar schaden können: Viele Nahrungsergänzungsmittel wirken zum Beispiel entwässernd. Dadurch schwemmen wir eventuell wichtige Mineralstoffe aus unsrem Körper. Und das wiederum kann im ungünstigen Fall zu Wechselwirkungen mit Medikamenten führen.

Vorsicht bei Saftkuren

Bei entsprechenden Saftkuren trinkt man tagelang nur Saft und Wasser. Das Versprechen: Dadurch entgiftet man den Körper und wird schlank. Okay, es ist zwar gesünder, als sich täglich tonnenweise Chips und Schokolade reinzuhauen. Und abnehmen wird man in der Regel auch. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung warnt aber, dass wir uns bei einer Saftkur mit bestimmten Vitaminen überversorgen – und gleichzeitig einen Mangel an Proteinen und Fetten haben können.

Saftkaraffen
© dpa
Saft und Wasser - die Zutaten bei einer Saftkur

Expert:innen lehnen solche Kuren aber auch nicht pauschal ab. Sie könnten immerhin ein Start sein, um die eigenen Ernährungsgewohnheiten umzustellen und sich zu motivieren. Die Gefahr, die aber leider immer besteht, ist der Jo-Jo-Effekt: Nach anfänglichen Erfolgen ist schnell alles wieder wie vorher.

Detox und Endorphine

Manche Leute berichten nach einer Saftkur, dass sie sich tatsächlich viel besser fühlen. Ist das alles Einbildung, sind die von Unternehmen dafür bezahlt worden, oder ist da wirklich was dran? Antwort: Eine Saftkur kann natürlich schon dabei helfen, sich besser zu ernähren als sonst. Und dann fühlt man sich eben vielleicht tatsächlich auch besser.

Isabel Bersenkowitsch sieht da aber auch eine andere Ursache – und zwar die Endorphine, die ausgeschüttet werden.

"Wir wissen, dass das Endorphine freisetzt. Das 'High', dass man stolz auf sich ist, dass man das durchgestanden hat. Und das macht dieses subjektive Gefühl aus."
Isabell Bersenkowitsch, Diätologin und Ernährungsexpertin

Eigentlich sind wir eher stolz auf unsere Disziplin. Wir fühlen uns aber gereinigt. Dabei haben wir aber eben nicht überall im Körper quasi Giftreste abgelagert, die wir nur mal eben rausspülen müssen. Einige der essbaren Detoxmittel wirken auch abführend – wir müssen also häufiger aufs Klo und denken dann: Cool, das bringt was.

Fazit: Eine gesündere Ernährung ist immer eine gute Idee. Auf Pflaster und viele andere Detoxprodukte könnt ihr aber eher verzichten. Instagram-Detox könnte da eine bessere Option sein, um das Wohlbefinden zu steigern.

Shownotes
Ernährung
Vergesst Detox: Es bringt nichts
vom 29. März 2022
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Nik Potthoff, Deutschlandfunk Nova