Der Kanzler der Bundesrepublik, Konrad Adenauer, wollte deutsche Interessen ganz allein vertreten – ohne die DDR. Ländern, die die DDR anerkannten, drohte die BRD also quasi automatisch. Ein Blick auf die Geschichte der Hallstein-Doktrin.
1949 werden zwei deutsche Staaten gegründet. Im Osten des ehemaligen Deutschen Reichs entsteht die DDR, die von der sowjetischen Besatzungsmacht kontrolliert wird. Im Westen wird die Bundesrepublik gegründet, die vor allem von den USA, aber auch von Frankreich und Großbritannien abhängig ist.
Oder-Neiße-Grenze als Streitpunkt
Eine der ersten außenpolitischen Handlungen der DDR-Regierung ist die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze zum östlichen Nachbarn Polen. Diese Grenze ist im Westen heftig umstritten und wird völkerrechtlich nicht anerkannt, weil damit die ehemaligen deutschen Ostgebiete endgültig zu Polen gehören würden.
"Es entstand dann die Idee, jene Staaten zu bestrafen, die diplomatische Beziehungen mit der DDR aufnehmen würden. Und Erfinder dieser Idee war Walter Hallstein."
Die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze sowie einige Verträge mit den sogenannten sozialistischen Bruderstaaten und deren Anerkennung der DDR als Staat lassen in der Bundesrepublik die Sorge wachsen, dass die DDR sich langfristig als zweiter deutscher Staat etablieren könnte.
Eine Idee aus dem Flugzeug
Auf dem Weg von Moskau nach Bonn, der damaligen Hauptstadt der Bundesrepublik, entwickelten angeblich Bundeskanzler Adenauer, der gerade die letzten Kriegsgefangenen aus sowjetischen Lagern freibekommen hatte, und seine Berater eine Strategie, um die internationale Anerkennung der DDR zu verhindern.
"Offizielles Ziel war es, die De-facto-Anerkennung der DDR als Staat zu verhindern und damit natürlich auch indirekt die Anerkennung der Regierung der DDR."
Mit der nach Walter Hallstein, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, benannten Doktrin wird jenen Staaten mit dem Abbruch der diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen gedroht, die die DDR völkerrechtlich anerkennen.
Diese Hallstein-Doktrin hatte bis zum Ende der 1960er Jahre Bestand, weil die Ostpolitik der sozial-liberalen Koalition eine Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten anstrebte.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Der Jurist Michael Kilian war Mitarbeiter Walter Hallsteins und beschreibt dessen Persönlichkeit und Karriere vor und während der Hallstein-Doktrin.
- Der Historiker Torben Gülstorff beschäftigt sich mit der Wirkung der Hallstein-Doktrin in der internationalen Politik.
- Sabine Steidle von der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, erläutert die Reaktionen auf die Hallstein-Doktrin bei den westlichen Verbündeten der Bundesrepublik.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Dr. Matthias von Hellfeld blickt zurück auf die Anfänge der beiden deutschen Staaten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
- Deutschlandfunk Nova-Reporter Matthis Jungblut erinnert an die Hallstein-Doktrin.
- Jurist Michael Kilian war Mitarbeiter Walter Hallsteins und beschreibt dessen Persönlichkeit und Karriere vor und während der Hallstein-Doktrin.
- Torben Gülstorff beschäftigt sich mit der Wirkung der Hallstein-Doktrin in der internationalen Politik.
- Sabine Steidle von der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, erläutert die Reaktionen auf die Hallstein-Doktrin bei den westlichen Verbündeten der Bundesrepublik.
