Mit ihrem Deutschen Wörterbuch haben Jakob Grimm und sein Bruder Wilhelm einen wichtigen Beitrag zur deutschen Sprachforschung geleistet. Aber nicht nur das: Bis heute zeigt sich der Einfluss der Grimm'schen Märchen auf die Kultur weltweit.

Als Jakob am 20. September 1863 im Alter von 78 Jahren stirbt, ist das Werk, das die meisten Menschen auf der Welt kennen, vollendet. Sein wichtigstes wissenschaftliches Werk aber noch lange nicht. 1812 hatten sein Bruder Wilhelm und er die "Kinder- und Hausmärchen" veröffentlicht. In diesem Buch sind Märchen festgehalten, die die beiden gesammelt haben.

Es sind Geschichten, die eigentlich in "Des Knaben Wunderhorn", einer Sammlung von Volksliedern der Schriftsteller Clemens Brentano und Achim von Arnim, erscheinen sollen. Aber die eingereichten Texte werden von Clemens Brentano nicht verwendet, woraufhin die Brüder Grimm entscheiden, sie in Eigenregie zu veröffentlichen.

Grimm'sche Märchen: Nach der Bibel das meistverkaufte Buch der Welt

Zu ihren Lebzeiten gibt es sechs Auflagen, die immer wieder aktualisiert und erweitert werden. Bis heute sind die "Grimm'schen Märchen“, die von Wilhelm und Jakob nicht verfasst, sondern nur gesammelt wurden, nach der Bibel das meistverkaufte Buch der Welt. Es ist in 160 Sprachen übersetzt worden.

Gebrüder Grimm arbeiten bis zu ihrem Tod am Deutschen Wörterbuch

Während die Märchensammlung fertig ist, arbeiten die Brüder Wilhelm, der schon am 16. Dezember 1859 verstorben ist, und Jakob bis zu ihren letzten Tagen am "Deutschen Wörterbuch".

In diesem größten und umfassendsten Wörterbuch zur deutschen Sprache werden Belegstellen und Wortbedeutungen erklärt, auf deren Grundlage sich all jene ihrer Sprache versichern können, die der deutschen Sprachgemeinschaft angehören.

"Dass ihn ein paar Gelehrte kritisierten, das missfiel dem König von Hannover sehr. Und so bestrafte er die 'Göttinger Sieben', wie die Professoren vom einfachen Volk bald genannt wurden, hart."
Deutschlandfunk-Nova-Reporter Armin Himmelrath über die 'Göttinger Sieben', zu denen auch Jakob Grimm zählte

In Zeiten der territorialen Zersplitterung der "deutschen Sprachgemeinschaft" innerhalb des Deutschen Bundes, ist ein gemeinsames Wörterbuch auch Ausdruck einer politischen Überzeugung gewesen: Die Deutschen gehören zusammen in einen gemeinsamen Nationalstaat.

Generationen von Germanisten vollenden das Werk

Die Brüder teilen sich die Buchstaben auf. Wilhelm stirbt, als er beim Buchstaben "D" angekommen ist. Jakob erreicht "F". Es sollte noch 109 Jahre dauern, bis 1961 das "Deutsche Wörterbuch" komplett ist. Ganze Germanistengenerationen haben daran gearbeitet, die 16 Bände mit 320.000 Stichworten und 67.744 Textspalten fertigzustellen.

Ihr hört in Eine Stunde History:

  • Der Buchautor Heiko Postma schildert die familiäre Situation, in der Jakob Grimm aufgewachsen ist.
  • Der Historiker Ewald Grothe beschreibt die politischen Einstellungen von Jakob Grimm, der zu den Göttinger Sieben gehört hat und Abgeordneter der Nationalversammlung in Frankfurt 1848/ 49 war.
  • Der Sprachwissenschaftler Jochen Bär erklärt, welche Bedeutung die Grimms für die Sprachforschung heute noch haben
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück in die Kindheit der Brüder Grimm, die Ende des 18. Jahrhunderts in einem Bildungshaushalt aufwachsen.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporter Armin Himmelrath hat ein Märchen verfasst, das den Weg Jakob Grimms zum Glück beschreibt.
Shownotes
Deutsche Sprache
160. Todestag von Jakob Grimm
vom 08. September 2023
  • Buchautor Heiko Postma
  • Historiker Ewald Grothe
  • Sprachwissenschaftler Jochen Bär