"Hurra! Ein Penisbild!" Das hat vermutlich noch nie irgendeine Frau gedacht, die ungefragt ein Dickpic zugeschickt bekommen hat. Trotzdem werden diese Bilder nur selten zur Anzeige gebracht, dabei handelt es sich offiziell um eine Straftat.

Im Jahr 2018 haben laut einer Umfrage des Marktforschungsinstitus YouGov über 40 Prozent der befragten Frauen in Großbritannien zwischen 18 und 36 angegeben, dass sie schon einmal ungefragt ein Penisbild zugeschickt bekommen haben. Je jünger die Befragten waren, desto höher die Wahrscheinlichkeit. Viele sehen von einer Anzeige ab.

Für Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Krissy Mockenhaupt ist das ein großes Problem, denn Dickpics zu versenden, gilt offiziell als sexuelle Belästigung und somit nach Paragraf 184 des Strafgesetzbuches als Straftat.

"Nicht einfach nur ein Penisbild"

Für viele Frauen sind diese Dickpics mehr als nur ein Bild des männlichen Geschlechtsteils, das sie nach dem Anschauen einfach ignorieren können, sagt Krissy Mockenhaupt. Hat eine Frau beispielsweise Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt gemacht, dann könnte so ein Bild auch ein altes Trauma neu hervorholen.

"Für manche Frauen ist es nicht einfach nur ein Penisbild, das sie ignorieren können. Wenn jemand Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt gemacht hat, dann kann dadurch nämlich auch ein Trauma neu ausgelöst werden."
Krissy Mockenhaupt, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Sieht eine Frau von der Anzeige ab, hat das außerdem zufolge, dass der Täter ohne Konsequenzen davonkommt. Kaum denkbar, wenn man das Szenario einmal in die analoge Welt übertragen würde: Ein Exhibitionist stellt sich vor eine Frau, zeigt ihr seinen Penis, keiner reagiert und der Mann kommt folgenlos davon.

So schnell wie möglich anzeigen

Damit die Anzeige wirksam ist, rät Harald Nowack, Oberstaatsanwalt in Rostock, dazu, die Anzeige so schnell wie möglich zu erstatten. Also: Sofort nach dem Erhalten einen Screenshot machen, bei dem auch der Absender zu erkennen ist.

Dann stünden die Chancen einer erfolgreichen Nachverfolgung nicht schlecht. Auch, wenn der Absender anonym ist, habe man die Möglichkeit, die entsprechenden Spuren im Netz zu verfolgen, erklärt Harald Nowak.

"Auch wenn es anonymisiert ist, haben wir die Möglichkeiten, im Netz die entsprechenden Spuren nachzuverfolgen. Wichtig ist, dass die Betroffenen so schnell wie möglich Anzeige erstatten."
Harald Nowack, Oberstaatsanwalt in Rostock

Je schneller die Anzeige erfolgt, desto höher ist die Chance, dass der Account des Absenders noch aktiv ist. Für den Absender kann das Verschicken eines Dickpics – und damit eines pornografischen Inhalts – eine Geldstrafe oder bis zu ein Jahr Freiheitsstrafe bedeuten.

Anzeige in nur einer Minute

Damit es Betroffene mit ihrer Anzeige so unkompliziert wie möglich haben, haben die Betreiber der Plattform dickstinction.com ein Tool entwickelt, mit dem in nur einer Minute eine offizielle Anzeige erstellt werden kann.

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Der Vorgang ist einfach:

  1. Datum des erhaltenen Dickpics eingeben
  2. Screenshot hochladen
  3. Username des Täters angeben, falls vorhanden
  4. Eigene Adresse angeben

Danach erstellt die App eine PDF-Datei, in welcher eine professionell formulierte Anzeige enthalten ist, erklärt Moritz Krüsselmann, einer der Beitreiber von dickstinction.com. Diese kann dann online bei der jeweiligen Polizeistation hochgeladen oder per Post verschickt werden.

Shownotes
Sexuelle Belästigung
Dickpics: Nicht ignorieren. Anzeigen!
vom 26. Mai 2020
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartnerin: 
Krissy Mockenhaupt, Deutschlandfunk Nova