Es war die Uniform der linken Szene und irgendwann tauchte es auch in ganz anderen Kreisen auf. Heute ist das Palästinensertuch jenseits des Nahen Ostens ein Fall für die Altkleidersammlung. Was ist passiert?
Der 11.11 - für Menschen im Rheinland ist das ein Feiertag. Für Palästinenser sieht die Sache anders aus. Sie trauern, weil genau vor zehn Jahren Jassir Arafat gestorben ist. Sein Markenzeichen: das Palästinensertuch. Ein Kleidungsstück, das in den Neunzigern auch jenseits des Nahen Ostens sehr beliebt war. Irgendwann war das Kleidungsstück dann wieder verschwunden.
Das letzte Hoch des Palituchs war 2007/2008 als das Erkennungszeichen einer konsumkritischen Szene auf einmal auch bei H&M und Otto zu haben war. Labels wie Lala Berlin brachten eine Kaschmirversion des Tuches heraus.
Schal und Turban
Zu dieser Zeit war klar: Das Palästinensertuch wird wie ein Schal getragen. In arabischen Ländern sieht die Sache anders aus. Im Oman trohnt die Kufiya oder Hatta - wie das Tuch dort heißt - als Turban auf dem Kopf und Palästinenser bevorzugen es eher flach - zum Teil mit einer Kordel um die Stirn. Jassir Arafat trug seine Kufiya besonders kunstvoll. Als Dreieck über die Schulter gefaltet, das Palästina symbolisieren sollte. Sehr wichtig ist noch die Farbe: Schwarz-Weiß steht für Palästina, Rot-Weiß für Jordanien und einfarbig Weiß für die Golfstaaten.
"Was ich wirklich nicht vermisse, ist der Patschuli-Duft, der immer an diesen Palästinensertüchern klebte."
In den sechziger Jahren eroberte das Palästinensertuch dann auch den Westen. Zunächst bei PLO-Sympathisanten in Deutschland. In den siebziger und achtziger Jahren zog es dann immer weitere Kreise in der linken Szene. Schnell entstand auch eine neue Farbenlehre: lila für Feministen und rot für Anarchisten. In den Neunzigern wurde das Tuch dann immer mehr Mainstream und erfreute sich zuletzt auch in der rechten Szene großer Beliebtheit: als antijüdisches Symbol bei Demonstrationen.