Offiziell ist Homosexualität in Namibia noch strafbar, verurteilt wurde seit der Unabhängigkeit 1990 aber niemand. Die LGBT-Bewegung wächst. Vor zweieinhalb Jahren gab es die erste Pride Parade in Namibia, inzwischen wird in mehreren größeren Städten gefeiert. Aktivisten träumen sogar davon, dass Namibia in Sachen Gleichstellung ein ähnlicher Vorreiter wird wie das Nachbarland Südafrika.
Marc Themba ist ein glücklicher Ehemann. Der 34-Jährige lebt in Windhuk und sagt: Es ist ihm egal, mit wem er zusammenlebt oder Sex hat. Aber wer es genau wissen will: Er sei mit einem Mann verheiratet.
"Es ist doch egal, mit wem ich verheiratet bin oder mit wem ich Sex habe. Letzten Endes bin ich einfach glücklich verheiratet. Und wenn du mich fragst, dann sage ich auch, dass ich mit einem Mann verheiratet bin."
Marc ist in sozialen Netzwerken aktiv. Er klärt junge Namibier auf, hört zu und gibt Ratschläge. Das Ja-Wort hat er seinem Mann schon vor sechs Jahren im Nachbarland Südafrika gegeben. In seiner Heimat Namibia geht das noch nicht. Doch die ersten Schritte sind gemacht, im Land sind deutliche Veränderungen spürbar. Friedel Dausab ist Direktor der Menschenrechtsorganisation Out-Right Namibia. Wenn es um all diejenigen geht, die nicht heterosexuell sind, dann spricht er von Fortschritten, wenn auch von kleinen.
"Der Fortschritt ist von 'In Namibia gibt es sie nicht' hin zu 'Naja, sie sind halt da.' Aber sie haben nicht den gleichen Status wie alle anderen Namibier."
Zweieinhalb Jahre ist sie nun her, die erste Pride-Parade in Namibia. In der Küstenstadt Swakopmund war das. Immer wieder gab es seitdem Pride-Paraden. Tausende Demonstranten sind es dabei nicht, wohl aber immer so an die 300. Wie sie sich zeigen, das unterscheidet sie nicht von den Umzügen zum Christopher Street Day etwa in Berlin oder Köln. Und die Polizei, vor der die Demonstranten sich 2016 noch vorsahen, hat sich auch gewandelt, sagt Friedel Dausab.
"Wir haben einen Punkt erreicht, an dem sogar der Chef der Polizei geschrieben hat, er plane ein Vielfalts-Training für Polizisten, um ihnen klarzumachen, dass sie für alle Namibier da sind, egal wie ihr Stand ist oder die sexuelle Orientierung."
Dabei sind die Gesetze noch nicht so weit. Sexuelle Handlungen zwischen Frauen sind in Namibia nicht illegal, aber auch nur deshalb nicht, weil sie nicht im Text erwähnt sind. Das Gesetz stuft gleichgeschlechtliche Sexualität unter Männern aber als kriminelle Handlung ein. Der Gesetzestext ist alt und auch bei der Unabhängigkeit Namibias 1990 beibehalten worden. Der Fachbegriff für diese Straftat ist Sodomie. Das Gute aus Sicht der Aktivisten ist: verurteilt wurde noch niemand. Allein darauf vertrauen sie aber nicht. Viele Gespräche sind noch nötig, mit Ministerien, mit Organisationen, mit Kirchen. Friedel Dausab schaut trotzdem ganz klar nach vorn.
"Ich bin optimistisch und glaube, dass zu meinen Lebzeiten das Sodomie-Gesetz abgeschafft wird und die Ehe für alle kommt."
Namibier sind aufgeschlossene Menschen
Die Namibier generell sind eher aufgeschlossene Menschen. In den Städten gibt es keine gesonderten Clubs oder Bars für Homosexuelle, jeder kann überall hingehen. Politisch scheint nun aber tatsächlich ein Stein ins Rollen gekommen zu sein. Namibias Präsident Hage Geingob spricht regelmäßig über den Schutz der Menschenwürde und darüber, die Rechte aller zu achten. Und Oppositionspolitiker fordern inzwischen öffentlich, das Sodomie-Verbot abzuschaffen. Bei den Pride-Paraden jedenfalls ist die Stimmung gelöst. Es wird gefeiert und getanzt, ganz egal ob hetero- oder homo-, bi- oder transsexuell. Das Motto ist, so wie in Windhuk: Wir sind doch alle gleich.