Die eine Austernart ist ein großes Ärgernis, die andere Art wird an der deutschen Nordseeküste schmerzlich vermisst. Warum Auster nicht gleich Auster ist und warum die Tiere wichtig für das ganze Ökosystem sind.

Austern und Sylt - das gehört zusammen. Wie Barbourjacke und Krabbenbrötchen oder Porsche und Sansibar. Das Problem: Um Mitte des vergangenen Jahrhunderts war die Europäische Auster vor der deutschen Küste fast ausgestorben. Zum Glück entdeckte irgendwann ein Schlaumeier, dass andere Küsten auch schöne Austern haben, die auch noch viel dicker sind. Also wurde die pazifische XXL-Version der Muscheltiere vor Sylt angesiedelt.

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Was zunächst niemand ahnte: Trotz des friedlich klingenden Namens haben sich die Gourmets mit der Pazifischen Auster eine Bestie in Muschelgestalt in die Nordsee geholt. Sie erwies sich als invasive Art, wie das Biologen nennen. Dabei geht es nicht darum, dass die Pazifische Auster ihren europäischen Verwandten verdrängen würde. Die beiden Arten kommen sich kaum in die Quere. Während der Neuankömmling auf Flachwasser steht, taucht die Europäische Auster am liebsten 25 bis 30 Meter ab.

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Ärger macht vor allem die Schale der Pazifischen Auster: Die ist so hart und scharfkantig, dass Touristen bei Wattwanderungen mittlerweile fast immer Gummistiefel tragen müssen, um sich nicht zu verletzten. Und selbst Spezialisten wie der Austernfischer, eine Vogelart, scheitern trotz ihres Namens daran, die Pazifische Auster zu knacken. Leichter zu handhabende Schalentiere wie die Miesmuschel werden von dem pazifischen Eindringling verdrängt.

Harte Schale, großer Schmerz

Während die Pazifische Auster jenseits vom Edelrestaurant also eine Problemmuschel ist, wird die europäische Version an der Nordsee schmerzlich vermisst. Nicht weil sie besser schmecken würde, sondern weil sie wichtig für das Ökosystem ist.

Die Tiere wachsen außer Reichweite von Touristenfüßen langsam und friedlich vor sich hin - und das am liebsten auf einem anderen Artgenossen. Die Folge: Mit der Zeit bilden sie Riffe, die ein Paradies für andere Meeresbewohner sind. Als Unterwasserrestaurant, aber auch als Unterschlupf oder Kindergarten für den Nachwuchs. Außerdem filtert eine Auster bis zu 240 Liter Meereswasser am Tag und kann so die berüchtigte Algenblüte verhindern.

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Mehr als genug Gründe, um sich für ein Comeback der Europäischen Auster einzusetzen. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und das Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) sind also gefordert und suchen gerade an der Nordseeküste geeignete Standorte für die Meerestiere. Ihre Favoriten: die Schutzgebiete Borkum-Riffgrund, Sylter Außenriff und Doggerbank.

Ganz wichtig für die Austern: Sollen sie eine Chance haben, dann darf nicht mit Bodenschleppnetzen gefischt werden und auch kein Kies oder Sand abgebaut werden. Neben den Naturschutzgebieten haben die Forscher deshalb noch einen anderen Standort in Auge gefasst: direkt in den Sperrzonen vor Offshore-Windparks.

Shownotes
Muscheln
Die Rückkehr der Euro-Auster
vom 10. November 2016
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Achim Wehrmann vom Forschungsinstitut Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven