Stellt euch vor, ihr würdet euch selbst begegnen. Nicht im metaphorischen oder transzendentalen Sinn, sondern ganz in echt – nur vielleicht so zwanzig Jahre jünger. Was würdet ihr machen? "Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt" von Peter Stamm beschäftigt sich mit dieser Frage.
Christoph verabredet sich in Stockholm mit der viel jüngeren Lena. Er weiß nicht, ob sie kommen wird. Aber er hofft es. Mehr als alles andere.
Sie kommt. Vielleicht ist sie gerade dreißig geworden, oder jünger. Zwischen ihnen liegen mindestens zwanzig Jahre, aber sie sieht viel jünger aus. Und er fühlt sich mit einem Mal viel älter, man könnte sie für Tochter und Vater halten, würde man sie zusammen sehen.
Das eigene Leben nochmal erleben
Es war alles seine Idee. Aber sie ist hier. Sie will wissen, was er weiß. Plötzlich streckt sie ihm ihre Hand entgegen. "Lena", sagt sie. "Christoph", sagt er. Und dann schauen sie über das Gelände, über Grabsteine, Wiesen und Hügel hinweg. Und dann sagt sie: "Ich mag Friedhöfe." Und Christoph sagt: "Ich weiß."
"Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt“ von Peter Stamm ist eine beinahe unglaubliche Geschichte. Sie ist so unglaublich, dass man sie für einen Traum halten könnte, für einen halbguten und einen halbschlechten Traum."
Er erzählt ihr, dass er vor zwanzig Jahren eine Frau geliebt habe, die ihr quasi gleich war. Er kennt das Leben, das sie führt, und weiß, was ihr bevorsteht.
Vergangenheit und Gegenwart
Können wir unserem Schicksal entgehen oder müssen wir uns abfinden mit der "sanften Gleichgültigkeit der Welt"?
Der Autor: Peter Stamm, geboren 1963, studierte einige Semester Anglistik, Psychologie und Psychopathologie und übte verschiedene Berufe aus, u.a. in Paris und New York. Seit 1990 arbeitet er als freier Autor. Er lebt in der Schweiz. "Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt" wurde ausgezeichnet mit dem Schweizer Buchpreis 2018.
Das Buch: "Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt", Verlag S. Fischer, 156 Seiten, gebundene Aushabe: 20 EUR, Taschenbuch: 11 EUR, E-Book: 9,99 EUR, Hörbuch-CD: 9,99 EUR (Parlando), gelesen von Christian Brückner