Messenger, E-Mail, Social Media - wir haben viele Möglichkeiten der Kommunikation. Allen ist gemein: Manchmal können sie uns unter Druck setzen und Stress auslösen. Weil wir gefühlt immer direkt reagieren müssen.

Viele Kommunikationsmittel fordern uns zu schnellem Antworten auf. Und das Gefühl, dauernd antworten zu müssen, kann Stress auslösen, weil wir wissen, dass die andere Person auf eine Antwort wartet.

"Mir erzählen Studierende, also Menschen Anfang 20, dass sie ihre Handys mitnehmen, wenn sie duschen gehen und es unterbrechen, wenn sie eine Nachricht bekommen."
Maren Urner, Professorin für Medienpsychologie an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln

Gleichzeitig sind wir es kaum noch gewohnt zu warten, also machen wir neben dem Schreiben per Messenger noch irgendwelche andere Sachen, sagt Maren Urner, Professorin für Medienpsychologie an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln und Buchautorin ("Raus aus der ewigen Dauerkrise").

Richtige Kommunikation würde so erschwert: "Meine Aufmerksamkeit ist nicht hundert Prozent bei der Unterhaltung. Und ich komme nicht in den Modus des aktiven Zuhörens und Austauschens."

Die Überforderung tritt zum Beispiel dann auf, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf zu viele Kanäle aufteilen.

"Viele Menschen erleben das Phänomen des Phantomvibrierens oder Phantompiepens, weil sie denken, sie erhalten eine Nachricht oder einen Anruf."
Maren Urner, Professorin für Medienpsychologie an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln

Statt "Digital Detox" – also alle digitalen Geräte und Kommunikationsmittel abschalten – könnten wir auch umschalten, sagt Maren Urner. In der Praxis bedeutet das: Zum Beispiel mal ganz bewusst ohne digitale Geräte vor die Tür gehen. Und wenn wir gerade in einem Gespräch sind, parallel nicht noch das Smartphone bedienen."Wir brauchen Phasen, in denen kein kontinuierlicher Inputstream und Dauerverfügbarkeit da ist", rät Maren Urner.

Sie bevorzugt übrigens direkte Kontakte, also persönliche Treffen oder Telefonieren. Denn: Je direkter der Austausch, desto weniger müssen wir auf eine Antwort warten oder sind abgelenkt.

Am 03. Mai ist Maren Urners neues Buch erschienen - "Raus aus der ewigen Dauerkrise". Mehr zum Thema Digitale Kommunikation und Überforderung hört ihr im Gespräch zwischen Deutschlandfunk-Nova-Moderator Nik Potthoff und Maren Urner.

Shownotes
Digitale Kommunikation
Neurowissenschaftlerin: Statt Digital Detox einfach mal das Handy zuhause lassen
vom 23. Mai 2021
Moderator: 
Niklas Potthoff
Gesprächspartnerin: 
Maren Urner, Professorin für Medienpsychologie an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln