Künstliche Intelligenz macht so manche Jobs überflüssig – und kann so bei Personalmangel helfen. Ein Bäckerladen in Westerland auf Sylt kommt als bundesweit erste Filiale ohne Personal aus. Manche Kunden sind noch zögerlich.
Auf Sylt gibt es seit Kurzem eine autonom arbeitende Bäckerfiliale. Thomas Raffelhüschen, Juniorchef der Bäckerei, erklärt, dass die Idee nicht seine eigene war: Die Bäckereigenossenschaft kam mit der Projektidee auf ihn zu und fragte an, ob er sie während der Testphase als Pilotprojekt ausprobieren wolle. Der technikaffine Bäckermeister sagte zu.
"Angestoßen haben wir das Projekt letztes Jahr im August, da führten wir die ersten Gespräche. Anfang des Jahres guckten wir Regal-Prototypen an. Der Umbau dauerte tatsächlich nur drei Wochen."
Wer die Bäckerei betritt, steht zunächst vor einer grün leuchtenden Schranke und einem Touch-Panel und muss auswählen, wie er oder sie bezahlen will – Kund*innen können zum Beispiel mit der App, die zu dem System der Bäckerei gehört, bezahlen. Dort lässt sich eine Bezahlmethode hinterlegen, unter anderem EC- oder Kreditkarte, Google oder Apple-Pay.
Technik schließt Diebstahl praktisch aus
Thomas Raffelhüschen erklärt: "Checkt man sich damit am Terminal ein, reservieren wir eine Gebühr von 20 Euro und die wird nach dem Verlassen des Ladens verrechnet mit den Waren, die Sie tatsächlich entnommen haben." Die Bezahlung ist also durch die App automatisiert. Das System fragt außerdem, mit wie vielen Personen der Kunde einkaufen geht.
Den Kassenzettel erhält man durch Einscannen eines QR-Codes, erklärt der Unternehmer. Anschließend öffnet sich eine Schranke zum Verkaufsraum. Dieser erinnert mit Papiertüten, ausgelegter Ware und Greifzangen an die Backtheke in einem Supermarkt. Die Backwaren stammen – wie in einer Filiale mit Personal – aus einer nahen gelegenen Backstube. Morgens werden die Regale händisch befüllt.
"Wir versuchen den Laden so zu bestücken, dass möglichst alle Produkte bis zur Schließzeit vorhanden sind, sodass jeder hier immer noch etwas bekommt."
Neben Backwaren sind noch Produkte wie Milch, Eier, Salami und andere Frühstückszutaten zu kaufen. Dass Kund*innen einfach so durch den Laden gehen und dabei Waren aus den Fächern nehmen können, gewährleistet ein System mit 25 Kameras und Sensoren in den Verkaufsfächern.
"Anhand dieser Sensoren verfolgen wir den Einkauf der Kund*innen. Ab Betreten der Filiale haben Sie demnach einen virtuellen Warenkorb über dem Kopf. Jedes Produkt, das Einkaufende aus dem Regal nehmen, wird diesem Warenkorb hinzugefügt", erklärt Thomas Raffelhüschen.
Von Hand gebacken – noch
Wen man ein Produkt tauscht, wird das erste Produkt wieder aus dem virtuellen Einkaufskorb gestrichen. Die Sensoren in den Fächern zählen auch, ob ein oder zwei Brötchen entnommen werden, sagt der Filialleiter des KI-Bäckerei-Prototyps. Diebstahl funktioniere durch die Technik demnach nicht.
Thomas Raffelhüschen habe sich schon immer für Technik interessiert. Der Bäckermeister habe länger nach Möglichkeiten gesucht, den Verkaufsprozess zu automatisieren. Kunden seien bisweilen noch etwas unsicher, wenn sie den Laden verlassen, ohne an einer Verkaufstheke bezahlt zu haben, meint Thomas Raffelhüschen.
Nach dem Verlassen Deutschlands erster KI-Bäckereifiliale löst sich die Verunsicherung aber auf – spätestens beim Biss ins Brötchen. Das ist schließlich – noch – vom Menschen gebacken.