Mehr Bewerbende und weniger Ausbildungsplätze? Ganz so einfach ist es nicht. Ein aktueller Blick auf den Ausbildungsmarkt und Zahlen von der Deutschen Industrie- und Handelskammer ermittelt und der Bundesagentur für Arbeit zeigt eine recht uneindeutige Lage.
Auch auf dem Ausbildungsmarkt ist die schwächelnde Wirtschaft offenbar angekommen: 2025 plant gut ein Viertel der Unternehmen in Deutschland, weniger Ausbildungsplätze anzubieten. Das hat die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) ermittelt.
"Wir haben ungefähr ein Minus von fünf Prozent. Jedes vierte Unternehmen sagt: Wir bieten weniger Stellen an", berichtet der Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven. Befragt wurden rund 15.000 Betriebe.
"Die Hälfte der angebotenen Stellen ist noch unbesetzt. Also man hat schon noch große Chancen."
Zugleich finden viele Unternehmen allerdings keine geeigneten Auszubildenden. Drei von vier Betrieben mit Besetzungsschwierigkeiten geben jedenfalls diesen Grund an. "Fachkräftemangel haben wir schon an vielen Stellen, nicht überall, aber er wird sich noch verschärfen", sagt Nicolas Lieven.
Mehr Stellen als Bewerbende
Die meisten Ausbildungsplätze gibt es bundesweit für Kaufleute im Einzelhandel, Verkäuferinnen und Verkäufer, Kaufleute im Büromanagement. Dann folgen Handelsfachwirt*innen, Fachkräfte für Lagerlogistik, Industriekaufleute, Medizinische Fachangestellte, Industriemechaniker*innen, zahnmedizinische Fachangestellte und Mechatroniker*innen (Stand Juli 2025).
"Es gibt, wenn wir bundesweit hinschauen, immer noch mehr Stellen als es Bewerberinnen und Bewerber gibt."
Eine weitere gute Nachricht: Insgesamt sank die Zahl jener Ausbildungsbetriebe, die nicht alle Stellen besetzen konnten, erstmals seit 2012. Sie ging von 49 Prozent im Jahr 2023 auf 48 Prozent im Jahr 2024 zurück.
Tatsächlich steigt auch die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber im Moment. Zu einer recht hohen Zahl der tatsächlichen und potentiellen Studienabrechenden kommen nun auch sogenannte Altfälle aus den Vorjahren hinzu, erklärt Nicolas Lieven. Von zwölf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum geht die Bundesagentur von Arbeit aus.
Schulische Berufsbildung als Chance
Momentan suchen auch mehr Menschen mit Migrationshintergrund nach Lehrstellen, Geflüchtete beispielsweise, sagt Nicolas Lieven. 33 Prozent oder 11.000 Personen mehr als im Berichtsjahr 2024 sind es, hat die Bundesagentur für Arbeit ermittelt.
Hilfreich für den gesamten Ausbildungsmarkt und alle Marktteilnehmenden fände es Nicolas Lieven, wenn die Schulen hier mehr Heranführung und Orientierung böten.
"Berufsbildung in den Schulen. Das muss zwingend ausgebaut werden."
