Ist der Hype um das Buch "Fire an Fury" über Donald Trump berechtigt? Unser USA-Korrespondent sagt: Ja! Aber es ist nicht das einzige, das die Psychologie des US-Präsidenten erkenntnisreich offenlegt.
Amerikanische Präsidenten sind per se interessante Figuren. Beispielsweise die Lichtgestalt John F. Kennedy, der junge, demokratische Senator oder sein Gegenspieler Richard Nixon, eine gebrochene, undurchsichtige Figur. Beide haben Geschichte geschrieben; der eine durch die Kuba-Krise der andere durch den Watergate-Skandal. Aber über keinen anderen amerikanischen Präsidenten wurde (und wird) wohl so gerne geschrieben, wie über Donald Trump.
Interesse wecken Trumps charakterliche Defizite
Unser Deutschlandfunk-Nova-Korrespondent Thilo Kößler bestätigt: "Donald Trump hat ein besonderes Gewicht, was nicht nur seinem Status als zweifelhafter Immobilien-Tycoon und Seiteneinsteiger in die Politik geschuldet ist, sondern auch seinen charakterlichen Defiziten, was ihn zu einer weltweit umstrittenen Persönlichkeit macht."
"Seine Ungebildetheit, seine Einfalt, seine intellektuelle Inkompetenz, seine Skrupellosigkeit, das alles zieht natürlich Autoren an."
Empfehlenswerte Bücher sind:
- "Fire and Fury" von Michael Wolff. Bemerkenswert zeichnet es ein Insiderbild eines komplett überforderten Präsidenten, der sich mit inkompetenten Hofschranzen umgibt, die ihn abschotten, die seine Eitelkeiten pflegen. Der Ertrag dieses Buches liegt nicht in grundsätzlichen Einschätzungen und Enthüllungen, sondern das Neue daran sind die Details, dieses vernichtende Bild eines ungebildeten, desinteressierten, völlig überforderten Präsidenten.
- "The dangerous case of Donald Trump" - ein Buch von 27 Psychiatern, die Trump wegen seiner Defizite als internationales Risiko einschätzen.Initiiert wurde das Buch von einer Professorin für forensische Psychiatrie an der Elite-Uni in Yale. Und auch sie zeichnet das Bild von einem mental instabilen Präsidenten.
- "Die Wahrheit über Donald Trump" von Michael D'Antonio. Dieses Buch ist schon 2015 erschienen, ist aber ein Klassiker und immer noch aktuell. D'Antonio gilt bis heute als bester Kenner Trumps und ist nach wie vor von Talkshow zu Talkshow unterwegs.
Vorsicht, wenn Trump zur Ikone erhoben wird
Grundsätzlich empfehlenswert sind Bücher, die sich von der Person Trumps entfernen und darauf schauen, wieso dieser Mann Präsident wurde und wer ihn gewählt hat, rät unser Korrespondent. Das sei deshalb interessant, weil Trump ja eine Funktion hat, sagt Thilo Kößler.
"Donald Trump ist ja nicht die Ursache einer gesellschaftlichen Entwicklung und Spaltung, von der er profitiert hat, sondern er ist ihre Wirkung."
Es ist davon auszugehen, dass auch nach dem aktuellen Hype um "Fire and Fury" noch viele Bücher über Donald Trump erscheinen werden. Bei so viel Lesestoff könne man aber ruhig auf manches verzichten, sagt Thilo Kößler, beispielsweise auf Bücher, die Trump nur als schillernde Gestalt porträtieren oder ihn zur Ikone erheben - egal ob im positiven oder negativen Sinne - und die es unterlassen, ihn in einen gesellschaftlichen oder politischen Kontext zu rücken.
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