In der DDR wurden Sportler systematisch gedopt. Turnerinnen wurden mit Anabolika am Wachstum gespitzt, nach ihrer Karriere wurden die Mädchen groß gespritzt. Mit einem Stoff, der wohl aus Leichen entnommen wurde. Ines Geipel ist ein Opfer des Doping-Systems und unterstützt mit dem Doping-Opfer-Hilfe-Verein eine Strafanzeige gegen eine verantwortliche Medizinerin.
Der Molekularbiologe Werner Franke hat es herausgefunden: Die DDR-Turnerinnen im Alter von um die elf Jahre sollte klein und leicht bleiben, um Spitzenleistungen auf dem Schwebebalken abliefern zu können. Darum wurden ihnen männliche Sexualhormone gespritzt. Die verhinderten das Wachstum der Mädchen. War die Karriere irgendwann vorbei, sollen sie mit Wachstumshormonen groß gespritzt worden sein, erklärt Ines Geipel vom Doping-Opfer-Hilfe-Verein.
"Nach dem Doping bekamen die Mädchen Wachstumshormone, gewonnen aus den Hirnanhangsdrüsen von Leichen. Es ist ein absolutes Verbrechen."
Ines Geipel war Profisportlerin, eine der besten Sprinterinnen der DDR, lief in der Nationalmannschaft und mit ihrem Team vom SC Motor Jena stellte sie 1984 den Staffel-Weltrekord in 4x100 Meter auf. Und sie war gedopt. Ohne ihr Wissen. Heute engagiert sie sich mit ihrem Doping-Opfer-Hilfe-Verein im Kampf gegen das Doping. Sie unterstützt die Opfer des damaligen DDR-Dopings.
"Die Frauen, die sich bei uns gemeldet haben, haben unglaubliche Schmerzen. Ist ja auch klar: Der Körper wird aus dem kleingehaltenen Wachstum rausgezerrt, die Knochen Schmerzen, die Organe sind kaputt."
Nun gibt es die Anzeige einer Turnerin gegen eine verantwortliche Medizinerin, darüber hinaus haben sich aber noch mehr Betroffene bei Ines Geipel gemeldet. "Die ehemaligen Athletinnen und Athleten der DDR haben keine Zeit mehr zu warten", sagt sie, das Doping liege schon eine ganze Zeit zurück, den Opfern gehe es nicht gut. "Sie sind in einem denkbar schlechten körperlichen und psychischen Zustand."
Eingriffe ins Wachstum: Vermutlich auch heute noch
Ines Geipel vermutet, dass es im Spitzensport auch heute noch Doping gibt, das dem in der DDR ähnelt. Turnerinnen sind zum Beispiel heute sogar noch kleiner als damals in den 60er Jahren. Ines Geipel stellt fest: "Wir können nicht davon ausgehen, dass die DDR-Vergangenheit vergangen ist." Der Zugriff auf die Mädchen in Disziplinen wie Geräteturnen oder Eiskunstlauf sei extrem einfach, Methoden, DDR-Trainer und Strukturen seien übernommen worden. Und es sei keine Geschichte, von der nur Deutschland betroffen sei.
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