Australien steht für Kängurus, Koalas oder Schnabeltiere. Und Dromedare. Tatsächlich leben in Down Under über eine Millionen der Kamele mit nur einem Höcker. Tendenz steigend.

Dromedare sind von der Natur eigentlich nur in Nordafrika, Vorderasien und auf der Arabischen Halbinsel vorgesehen. Der Mensch verschiffte im 19. Jahrhundert tausende gezähmte Dromedare nach Australien, damit die Siedler mit ihnen als Lasttiere die großen Wüstengebiete Australiens durchqueren konnten.

Durch technische Erneuerungen wie Automobile, Lastwagen und Züge, gerieten die Dromedare immer stärker aufs Abstellgleis und wurden von ihren Besitzern einfach in die Wildnis entlassen.

Zwei Millionen Tiere in sieben Jahren

Ein entscheidender Wesenszug der Natur ist ihre unbändige Anpassungsfähigkeit an wechselnden Umweltbedingungen. Deswegen war es für die Dromedare kein großes Problem, sich der Wildnis von Australien anzupassen und rasant zu vermehren.

Auch deshalb, weil Raubtiere, die groß genug sind, ein ausgewachsenes Kamel zu erbeuten, auf dem fünften Kontinent nicht existieren. Nach Schätzungen von Experten verdoppelt sich die Anzahl der Dromedare alle sieben Jahre und liegt heute schon bei rund einer Millionen Tieren.

Dromedare sind die reinste Plage

Mittlerweile sind die Dromedare in Australien eine ähnliche Plage geworden wie Kaninchen und Karpfen. Sie fressen den heimischen Tieren die Nahrung weg, zertrampeln die Felder der Farmer, verschmutzen Wasserstellen, und zerstören manchmal die heiligen Orte der Aborigines.

Im Jahr 2009 fielen Dromedare sogar in Häuser ein, weil die Kamele wegen anhaltender Trockenheit im Outback kein Wasser mehr gefunden hatten. Getrieben von ihrem unsäglichen Durst, zerstörten die Tiere Wassertanks des Dorfes Docker River und legten den kleinen Flughafen der Ortschaft lahm.

Ein Kamel produziert eine Tonne Treibhausgase pro Jahr

In der Folge kam es zu Massenhinrichtungen von Dromedaren, denen 160.000 Kamele zum Opfer fielen. Vielen australischen Politkern ging das noch nicht weit genug. So erklärte der Agrarsprecher der Opposition John Cobb im australischen Parlament, die vollständige Ausrottung aller australischen Kamele wäre auch noch ein ausgezeichneter Beitrag zum Klimaschutz.

Wissenschaftler haben errechnet, dass ein Kamel jedes Jahr rund eine Tonne Treibhausgase in die Luft rülpst und furzt und so einen nennenswerten Beitrag zur Erwärmung der Erdatmosphäre leistet. Da ist es natürlich ein leichtes, die vollständige Ausrottung der Tiere zu fordern, als eine umweltfreundlichere Politik zu betreiben.

Es geht aber auch unblutiger: Bereits vor über zehn Jahren haben Geschäftsleute und Farmer begonnen, aus der Not eine profitable Tugend zu machen und bieten Dromedar-Safaris durch das Outback an.

Shownotes
Das Tiergespräch
Wüstenschiff als Ökoferkel
vom 11. Mai 2016
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Mario Ludwig, Biologe