Drogen, insbesondere illegale, sind gesundheitsgefährdend. Gepanschte Rauschmittel sind noch gefährlicher. Drug-Checking-Angebote – Labore, die Drogen testen – könnten die Zahl der Drogentoten künftig verringern. Eine britische Uni hat ein Mini-Labor im Taschenformat entwickelt.
Auf dem Fusion Festival wurde es bereits getestet: Ein mobiles Labor untersuchte Drogen von Festivalbesuchern auf ihre Inhaltsstoffe. Das Land Mecklenburg-Vorpommern hatte dafür zunächst den gesetzlichen Rahmen geschaffen. Das mobile Labor war ein gemeinsames Projekt des Festivals mit der Universitätsmedizin Rostock.
Drogen prüfen im mobilen Labor
Bei den Festivalbesuchern kam das legale und kostenfreie Angebot gut an: Die Nachfrage war hoch. Gernot Rückert, Professor für Suchtmedizin an der Uni Rostock berichtet, dass beim Fusion Festival 153 Pillen analysiert wurden. Davon waren "nur" 13 hochdosiert, sagt der Mediziner, und keine dieser Drogen enthielt weitere unerwartete Giftstoffe. Nach der Untersuchung wurden die abgegebenen Rauschmittel vernichtet.
"Wenn ein kostenloser Test angeboten wird, der ihr Konsumverhalten risikofreier und einfacher macht, dann nutzen sie das einfach."
Den Suchtmediziner überrascht es nicht, dass die Nachfrage hoch ist: Denn für den jeweiligen Konsumenten ist die Einnahme von Pillen nach einem Test sicherer als ohne die Analyse.
Natürlich legitimitiert die Laboranalyse nicht die Einnahme von illegalen Drogen. Die ist so oder so gesetzeswidrig. Dennoch setzt sich Gernot Rückert für Drug-Checking-Angebote ein, weil er Drogenkonsum als eine gesellschaftliche Realität ansieht. Egal, ob man es gutheißt oder nicht. Für den Suchtmediziner ist der Nutzen der Tests so groß, dass er die Bedenken, die Kritiker äußern könnten, deutlich überwiegt.
Drug-Checking kann Verhalten von Konsumierenden beeinflussen
Allerdings ist es auf Festivals schwierig festzustellen, ob das Testergebnis wirklich einen Einfluss darauf hat, dass Menschen ein Rauschmittel zu sich nehmen oder es dann doch sein lassen. Deswegen hat Gernot Rückert Kontakt zu Drug-Checking-Projekten in Österreich aufgenommen. Diese leisten vor Wiener Clubs seit 30 Jahren Pionierarbeit im deutschsprachigen Raum.
Die Leiterin Bettina Höblinger weiß aus ihren Erhebungen, dass ein Test den Ausschlag darüber geben kann, ob eine Pille konsumiert oder vernichtet wird. Und: Das gelte sowohl für mobile Checks, bei denen es rund eine Stunde dauert, als auch für stationäre Angeboten, die eine Woche brauchen können.
"Dass ist schon unsere Erfahrung, gerade auf Events, dass, wenn es nicht das ist, was sie konsumieren wollen oder es zu viele Streckstoffe enthält – dass sie die Substanz dann auch vernichten."
Im Sommer 2023 ist in Berlin das erste stationäre Beratungs- und Testangebot für Drogen in Deutschland gestartet. Insgesamt gibt es bisher nur ein geringes Angebot für eine große Nachfrage. Als nächstes will nun das Bundesland Hessen aktiv werden und die rechtliche Grundlage für solche Angebote schaffen.
In Großbritannien ist man noch einen Schritt weitergegangen: Die University of Bath hat ein tragbares Gerät entwickelt, ein Mini-Labor im Taschenformat. Auch geringe Konzentrationen gefährlicher Substanzen lassen sich damit feststellen. Die Verantwortlichen hinter diesem Projekt hoffen, dass sich die Zahl der Drogentoten verringern lässt, wenn die Konsumierenden selbst feststellen können, welche Stoffe ihr Rauschmittel tatsächlich enthält.