Bei diversen Discountern waren sie in kürzester Zeit ausverkauft: E-Roller im Retrolook, optisch zwischen Vespa und Harley, knapp 3 PS für 1000 Euro. Unser Reporter hat getestet, was Schnäppchen-Roller taugen.

Eines vorweg: Der 1000-Euro-Roller war auch eine Promo-Aktion der Discounter, um ins Gespräch zu kommen. Niemand weiß genau, wie groß das Kontingent an Schnäppchen-Rollern war. Im Netz finden sich aber auch Gefährte, die mit 1300 Euro nur unwesentlich teurer sind – und damit knapp die Hälfte von dem kosten, was Pendler bis vor kurzer Zeit für einen E-Roller auf den Tisch legen mussten.

Die Qualität dieser günstige E-Roller könne sich durchaus sehen lassen, ist bei den Nerds vom Elektroroller-Forum.de zu lesen. In China, wo die Fahrzeuge gebaut werden, fahren E-Roller millionenfach herum. Für den deutschen Markt werden sie hierzulande endmontiert. Klar ist: Wer zuschlägt, cruist auf viel Plastik durch die Gegend. Und auch die Reichweite ist mit 40 Kilometern eher bescheiden. Der Hintergrund: Die günstigen E-Roller werden nicht von leichten Lithium-Akkus, sondern von Blei-Gel-Akkus angetrieben, ganz ähnlich wie bei einer Autobatterie. Die sind zwar schwerer, aber dafür viel günstiger.

"Es ist wirklich viel günstiger mit einem Elektroroller unterwegs zu sein. 100 Kilometer kosten ungefähr einen Euro Strom."
Moritz Metz, Deutschlandfunk Nova

Der Anschaffungspreis ist also relativ günstig, aber auch beim Fahren können E-Roller-Pilotinnen sparen. 100 Kilometer kosten ungefähr einen Euro Strom. Zum Vergleich: Bei einem 50er-Benzinroller sind es für die gleiche Strecke über vier Euro allein für die Benzinkosten. Das heißt: Wer täglich fährt, hat die Anschaffungskosten schnell amortisiert. Davon könnte auch die Luftqualität in der Stadt profitieren, wenn dank E-Roller alte Benzinmodelle von der Straße geholt werden.

Besonders sinnvoll wäre das bei alten Zweitakt-Motoren, die viel Öl verbrennen und laut einer Studie teils über 100 Mal mehr Giftstoffe aussondern als Viertaktroller oder sogar Autos. In über 200 italienischen Städten sind die Zweitakter inzwischen verboten – genauso wie in London oder Paris. Immerhin: In einigen deutschen Städten gibt es inzwischen Abwrackprämien für alte Benzinroller – in München sind es bis zu 500 Euro.

Unser Reporter Moritz Metz besitzt zwar keinen E-Roller, leiht sich aber öfter einen. Dank 5 PS ist er sehr schnell in seiner Heimatstadt Berlin unterwegs, erzählt er. Durchschlängeln am Stau vorbei sei zwar verboten, werde aber meist geduldet. Auch die Parkplatzsuche entfällt, weil er den Roller einfach zwischen den Autos abstellen kann. Kurz: Moritz genießt auf einem Roller den Wind der Freiheit – gerade im Sommer.

Wer E-Roller ausprobieren will: Ein Autoführerschein oder ein Moped-Schein der Klasse AM reicht aus, den ihr ab 15 oder 16 machen könnt. Der Nachteil: Die Roller fahren dann auch nur 45 km/h, wodurch sie von Autofahrern in 50 km/h-Zonen offenbar als Hindernis wahrgenommen und manchmal bedrängt werden. Das Problem: Schnellere 125er-E-Motorroller sind leider ziemlich teuer und daher eher selten auf deutschen Straßen zu sehen.

Trotzdem legt sich unser Reporter fest: Im Vergleich zu den neuen Tret-E-Rollern, die gerade überall in deutschen Großstädten rumstehen, sind selbst 50er-E-Motoroller nach Moritz Empfinden komfortabler, schneller, weniger klapprig – und auch sicherer. Der Hintergrund: Wer sich auf einen E-Roller setzt, hat einen Führerschein, muss einen Helm tragen und bewegt sich nicht im Graubereich zwischen Radweg und Fußgänger.

E-Roller-Neulingen fällt als erstes die neue Stille auf, die natürlich nicht ganz ungefährlich für andere Verkehrsteilnehmer ist. Anderseits: Das ist bei Fahrrädern ja nicht anders. Dazu kommt: Es gibt einige Modelle, die absichtlich ein Summgeräusch erzeugen und ab einer gewissen Geschwindigkeit sind natürlich auch die Reifen auf dem Asphalt zu hören.

"Ich würde allen, die zum ersten Mal mit einem Elektroroller fahren empfehlen, auf einem Parkplatz das Bremsen- Kurvenverhalten zu üben."
Moritz Metz, Deutschlandfunk Nova

Wer vom Auto auf den E-Roller umsteigen will, dem rät unser Reporter auf einem Parkplatz erst einmal bremsen und Kurvenfahren zu üben. Ihm selbst kam sein Motorradführerschein zu Gute. Ein paar Tipps für Roller-Neulinge: Nie von Autofahrern an den Rand drängen lassen, beim Abbiegen oder Spurwechsel immer Schulterblick machen – und nicht in den Kurven bremsen.

Moritz Fazit: E-Motorroller vom Discounter sind besser als E-Tretroller und tausendfach besser als alte Zweitakt-Roller. Trotzdem gibt er zu bedenken: Jeder E-Roller wird von Akkus angetrieben und die Rohstoffe, die dafür nötig sind, werden unter problematischen Bedingungen gefördert und können auch nur schwer entsorgt werden. Auch deshalb legt sich Moritz fest: In der Stadt bleibt ein Verkehrsmittel ungeschlagen: das Fahrrad.

Hinweis: Auf unserem Bild sind keine E-Motorroller vom Discounter, sondern von der Fahrzeugsharing-Firma Emmy zu sehen.

Shownotes
Mobilität in der Stadt
E-Roller vom Discounter – was hinter dem Hype steckt
vom 30. September 2019
Moderation: 
Tina Howard
Gesprächspartner: 
Moritz Metz, Deutschlandfunk Nova