Der Wirkstoff von Ecstasy – MDMA – wird schon vereinzelt zur Therapie bei Traumapatienten eingesetzt. Experten sprechen von einem vielversprechenden Ansatz.

Wie kann man Traumapatienten helfen? Circa zwei Prozent der Bevölkerung in Europa leiden im Laufe ihres Lebens an einer Posttraumatischen Belastungsstörung – kurz PTBS.

PTBS entsteht oft nach extremen Erlebnissen wie Kriegseinsätzen, sexuellem Missbrauch oder Entführung. Oft leiden Soldaten oder Feuerwehrleuten unter PTBS. Symptome sind unter anderem Schlafstörungen, Alpträume, übermäßige Schreckhaftigkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten.

Erste Erfolge von MDMA in der Trauma-Therapie

In rund 15 Instituten in den USA, Israel und Kanada wird MDMA bereits begleitend zur Therapie eingesetzt. Forschende der US-Organisation Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies (MAPS) weisen auf Studien hin, die gezeigt hätten, dass MDMA den therapeutischen Prozess für Menschen, die an PTBS leiden, verbessern kann. Allerdings ist die Forschung zu dieser Methode noch nicht abgeschlossen. Sie hoffen auf die Zulassung des Verfahrens in den USA im Jahr 2021.

Trotz erster Erfolge muss im nächsten Forschungsschritt nachgewiesen werden, ob der Nutzen einer MDMA-gestützten Psychotherapie für die psychiatrische Routine verallgemeinert werden kann, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Wiebke Lehnhoff.

"In der nun folgenden Phase-3-Studie muss bei vielen Menschen nachgewiesen werden, dass MDMA in der Traumatherapie wirklich wirkt."
Wiebke Lehnhoff, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Der Ecstasy-Wirkstoff MDMA kann Menschen dabei helfen, ihre Kommunikation und Selbstwahrnehmung zu verbessern. Außerdem ist bekannt, dass MDMA Ängste verringern kann und das Mitgefühl steigert. Diese Effekte können sich Therapeuten und Therapeutinnen zunutze machen.

MDMA erleichtert Patienten Zugang zum Trauma

Die Hoffnung ist, dass MDMA den Patientinnen und Patienten dabei hilft, an ihr Trauma heranzukommen. Die Leiterin einer israelischen Studie zu diesem Thema sagt, MDMA schaffe einen Zugang.

"Es hat sich gezeigt, dass Teilnehmende unter MDMA zugänglicher sind für die Therapie und dass sie sich ihren traumatischen Erfahrungen besser stellen können."
Wiebke Lehnhoff, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Die Traumapatienten, die derzeit schon mit MDMA behandelt werden, bekommen es in einer geringeren Dosierung und unter Aufsicht, sowie Begleitung. Die Substanz wirkt circa acht Stunden lang. In der israelischen Studie läuft das so, dass die Patienten und Patientinnen 24 Stunden lang im Krankenhaus sind und jeweils ein Therapeut und eine Therapeutin dabei sind.

MDMA-Ansatz für deutsche Ärzte interessant

Auch deutsche Ärzte finden den Ansatz Posttraumatische Belastungsstörungen mit Hilfe von MDMA zu therapieren, interessant. Bevor es in Deutschland zum Einsatz kommt, wollen sie aber noch weitere Forschungsergebnisse abwarten. Ein Arzt der Berliner Charité weist darauf hin, dass es keine gute Idee ist, MDMA ohne kontrollierte therapeutische Begleitung zur Behandlung von PTBS zu nehmen.

Ecstasy-Pillen in Deutschland verboten

Und auch von uns der Hinweis: Das MDMA, das in der Therapie verwendet wird, hat nichts mit Ecstasy-Pillen auf dem freien Markt zu tun. Ecstasy ist in Deutschland illegal – und erst vor ein paar Tagen kam die Warnung des LKA, dass die Dosierung des Wirkstoffs MDMA in den letzten Jahren bedenklich zugenommen hat.

Während in einer Pille im Jahr 2009 durchschnittlich 50 Milligramm MDMA waren, wurden 2018 durchschnittlich 135 Gramm nachgewiesen. Diese Dosis könne schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben und mitunter auch tödlich wirken.

Shownotes
Posttraumatische Belastungsstörung
Trauma-Therapie mit Ecstasy-Wirkstoff MDMA
vom 21. Januar 2020
Moderatorin: 
Tina Howard
Gesprächspartnerin: 
Wiebke Lehnhoff, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin