Sexualbegleiter helfen Menschen mit geistiger Behinderung ihre Sexualität zu entdecken - damit schaffen sie einen Raum für Begegnungen.

"Ich bin Ute, ich werde Sex mit dir haben, wenn du es möchtest. Aber ich bin nicht die Frau, die dann den Rest deines Lebens mit dir verbringen wird", sagt Sexualbegleiterin Ute in dem Film "(K)ein besonderes Bedürfnis". Im Film geht es um den 29-jährigen Enea. Enea ist Autist, er ist auf der Suche nach körperlicher Begegnung und auf der Suche nach der Liebe seines Lebens. Gemeinsam mit seinen beiden Freunden startet er einen Roadtrip durch halb Europa. Am Ende landen die drei Jungs im ISBB Trebel, dem Institut zur Selbst-Bestimmung Behinderter.

"Unser Angebot richtet sich an Menschen, die mit der Verbalisierung nicht so gut zu Recht kommen, also Sprachbehinderte, geistig Behinderte, psychisch behinderte Menschen, aber nicht nur, im Prinzip ist es für alle offen."
Lothar Sandfort vom ISBB Trebbel

Bedürfnisse erfüllen

Das Institut bietet unter anderem erotische Workshops an. Hier geht es aber nicht um Sextechniken: Das Angebot ist vor allem therapeutisch. Bei Menschen mit geistiger Behinderung sind es meistens die Einrichtungen, die den Kontakt zum Institut suchen. Das Team vom ISBB versucht dann gemeinsam mit der Einrichtung und dem Behinderten herauszufinden, was denn überhaupt das konkrete Bedürfnis des Behinderten ist. "Es kann sein, dass ein Behinderter sich eine Stunde lang in eine Ecke setzt, von der Sexualbegleiterin möchte, dass sie sich nackt aufs Bett setzt. Das ist für ihn Sexualität und dann wartet er eine Stunde lang ab, ob etwas passiert. Und er ist nach dieser Stunde sehr glücklich, dass eben nichts Schlimmes passiert ist."

In Kontakt gehen

Oft finden über Monate oder Jahre regelmäßig Treffen statt. Und oft kommt es auch erst nach vielen Monaten zu sexuellen Begegnungen.

"Wir gehen in den Kontakt mit Menschen, die entweder zu uns kommen oder zu denen wir gehen, weil sie nicht in der Lage sind zu uns zu kommen. Und man schafft einen Raum für Begegnung."
Lothar Sandfort vom ISBB Trebbel

Mehr in Eine Stunde Liebe zu Sex und Behinderung zum Nachhören: "Mach's mit!"

Shownotes
Geistige Behinderung
Recht auf Sex und Elternschaft
vom 20. Februar 2015
Moderatorin: 
Inga Hinnenkamp