Die Schriftstellerin Mirijam Günter hat es geschafft. Trotz sehr schlechter Startbedingungen als Heimkind. Doch Mirijam hat sich durchgekämpft und will nun anderen dabei helfen, die Liebe zur Sprache zu entdecken. Darüber erzählt sie in Eine Stunde Talk mit Sven Preger.
"Erwachsene sind viel zu verkopft."
Mirijam Günter hat es erst was anderes versucht: Automechanikerin, Köchin, Malerin. Doch das war irgendwie alles nicht das Richtige. Nur eines hat sie immer gewusst: dass sie schreiben will. Doch wie groß sind die Chancen, dass ein Heimkind den Sprung zur professionellen Autorin schafft? Eher gering, erst Recht in Deutschland.
Doch davon hat sich Mirijam nicht abschrecken lassen. 2015 hat sie ihren dritten Roman vorgelegt: Die Stadt hinter dem Döner-Laden. Darin geht es um Nicki, die zu Hause immer wieder Stress mit ihrer Mutter hat. Ein Vater fehlt mehr oder weniger. Auf der Straße lernt Nicki Deco kennen, der nicht nur in einer Dönerbude arbeitet, sondern lebt. Er ist illegal.
"Mein Rat an Jugendliche: Ihr müsst so schreiben, dass Erwachsene davon eine Gänsehaut bekommen. Das ist Romantik."
Kubrom Balihu ist ganz legal in Deutschland. Vor zwei Jahren ist er aus Eritrea hierher gekommen und hat im vergangenen Sommer einen Workshop bei Mirijam absolviert. Langsam und mit viel Geduld haben sich Mirijam und Kuborm angenähert - heute sind sie befreundet. Mirijam liebt das Schreiben einfach - und hat entgegen aller Prognosen den Sprung geschafft. Dieses Gefühl und die Begeisterung will sie weiter geben. Und bietet seit Jahren Literatur-Werkstätten an. Für jugendliche Straftäter, für Flüchtlinge oder in Förderschulen. Geld ist dabei immer Mangelware. Dabei kann jeder Mirijam unterstützen. Entweder über den AsA e.v. in Bonn oder KIM in Paderborn.
"Ich bin bis heute eine Außenseiterin im Literatur-Geschäft."
Immer wieder widmet sich Mirijam den schweren Themen. In ihrem ersten Roman "Heim" geht es um ein 13-jähriges Mädchen - das noch nicht mal einen Namen hat und im Heim lebt. Für das Buch, das zunächst niemand verlegen wollte, erhält Mirijam den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis. Mirijam weiß, wie es sich anfühlt, im Heim groß zu werden. Heute Abend erzählen Kuborm und Mirijam, wie ein Literatur-Workshop funktioniert, wie gut äthiopisches Essen schmeckt und warum es schwierig ist, mir Poesie beizubringen.
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