Die Medien kämpfen um ihre Glaubwürdigkeit: Der WDR vereinheitlicht die Radionachrichten und sendet sie zeitversetzt. ARD und ZDF verlassen sich auf das einheitliche Fernsehsignal der Uefa, die unschönen Szenen werden nicht gezeigt. Auf Facebook hat in dieser Woche ein IS-Sympathisant live vom Tatort gesendet. Und Israelische Medien zeigen explizite Szenen von Überwachungsvideos nach Anschlägen. Was macht das mit uns?

Charlotte Klonk von der HU Berlin forscht zum Thema Attentate als Medienereignis. Mit ihr sprechen wir über eine neue Medienethik: Es geht um die Frage, wie wir in den Medien mit der wachsenden Brutalität umgehen, über die Journalisten berichten müssen. Sie sagt: Heute kann jeder diese Bilder - auch Amateurbilder - jederzeit überall abrufen. Täter haben ihrer Auffassung nach immer ein Interesse, Bilder ihrer Gewalttaten zu verbreiten. Aber auch Medien verbreiten diese Bilder zum Teil: "Gewalttätige Bilder - da waren die Medien in der Vergangenheit nie zimperlich."

Muss der Zuschauer alles wissen?

Als am Wochenende bei der Uefa Euro 2016 russische Fans den englischen Block stürmten, bekamen wir das im deutschen Fernsehen nicht zu sehen. ARD und ZDF übernehmen das Weltsignal der Uefa, die die unschönen Szenen aus dem Stadion nicht zeigt. Den Sendern ist es zu teuer, bei jedem Spiel eigene Kameras aufzustellen. Dem Zuschauer ist dies oft nicht klar.

Dieselben Nachrichten zeitversetzt

Die Sender WDR 2, WDR 3, WDR 4 und WDR 5 bekommen einheitliche Nachrichten. Wechselt ein Hörer durch die Sender, bekommt er nicht die gleichen Worte, sondern hört die Sendung bei jedem Sender leicht zeitversetzt. Der WDR lässt die Sendung wenige Augenblicke vor der Ausstrahlung aufzeichnen und sendet sie dann zeitversetzt - nach außen wird dies aber als live verkauft. Ist da nicht Betrug am Zuhörer? Sandra Müller von der Initiative Fair Radio nimmt Stellung.

Shownotes
Medien
Der Kampf um die Glaubwürdigkeit
vom 16. Juni 2016
Moderatoren: 
Daniel Fiene & Herr Pähler