Driving home for Christmas – das gilt nicht für jeden. Viele Menschen haben keine Familie, mit der sie die Feiertage verbringen können oder wollen. Ein paar Tipps, wie wir uns weniger einsam fühlen.
An den Weihnachtstagen allein zu Hause sitzen, fühlt sich für viele seltsam an. Die Psychologin Denise Ginzburg erklärt, dass wir gesellschaftlich vermittelt bekommen, dass Weihnachten "so ein Tag ist, den wir unbedingt im Kreise der Liebsten verbringen sollten."
"Weihnachten ist so ein Tag, an dem wir das Bild vermittelt bekommen, dass das ein Tag ist, den wir unbedingt im Kreise der Liebsten verbringen müssen."
Wenn es diese Möglichkeit aber nicht gibt, weil es keine Familie gibt oder weil die Familie zerstritten ist, kann das bei manchen Menschen dazu führen, dass sie sich an Weihnachten schlecht fühlen, weil sie diesem gesellschaftlichen Bild nicht entsprechen können.
Dabei muss aber Alleinsein nicht gleichbedeutend mit Einsamkeit sein, sagt Denise Ginzburg. Einsamkeit sei eine Bewertung, die in unserem Kopf entsteht und viele denken dabei: "Oh je, das ist ganz schwierig".
Negative Gefühle bearbeiten
Wenn wir so denken, sollten wir uns fragen, wie wir schwierige Gedanken oder Bewertungen wieder auflösen können. Der Tipp von Denise Ginzburg, damit das gelingt: Negative Gedanken aufschreiben und dann gucken, ob sie wirklich so negativ sind.
"Ich unterziehe diese Bewertung einer Art Realitätsprüfung. Wenn ich mich mit unrealistischen Idealen – beispielsweise aus Social Media – vergleiche, ist klar, dass ich mich einsam fühle."
Dann sollten wir laut Denise Ginzburg stopp sagen und uns klar machen, dass es andere Menschen gibt, denen es genauso wie uns gerade geht. Demnach sei das Gefühl und dem, was ich sehe, nicht unbedingt echt. Eine Möglichkeit ist es, an den Feiertagen aktiv nach Begegnungen zu suchen. Das helfe, das Gefühl der Einsamkeit abzuschwächen.
Tipps gegen Einsamkeit an Weihnachten
- Zum Beispiel Freunde anrufen oder Meet-Up oder Facebook-Gruppen durchsuchen nach Leuten, die sich ähnlich einsam fühlen. Gegebenenfalls finden sich in solchen Gruppen Leute, mit denen wir uns verabreden können.
- Es gibt Konzerte, Museen oder Cafés, die an Weihnachten öffnen. Dort können wir Leute treffen, denen es ähnlich geht.
- Zum Beispiel könnten wir bei Nachbarn Selbstgebackenes anbieten. So kann ein nettes Gespräch entstehen.
- Eine Lösung kann auch sein, sich an Weihnachten für Dienste im Job anzubieten oder in Suppenküchen mitzuhelfen. Dort sind auch einsame Leute, die sich nach Gesellschaft sehnen. Das gilt zum Beispiel für Pflegestellen oder Krankenhäuser.
"Wenn ich mich zum Beispiel als Pfleger*in einteilen lasse, um zu helfen, kann auch ein Verbindungsgefühl entstehen."
Arbeit gegen das Alleinsein dürfe aber nur eine temporäre Lösung sein, betont die Psychologin: "Wenn ich den Wunsch nach Verbindung immer so löse, dass ich mich mit Arbeit zuschütte, dann ist es kein Dauerausweg." Wir lernen auf diese Weise nicht, mit schwierigen Gefühlen umzugehen.
Schönes Arbeiten an Weihnachten
Diejenigen, die an Weihnachten arbeiten müssen, sollten es sich im Job möglichst gemütlich machen. Wir sollten uns dann fragen, was an Weihnachten für uns wichtig ist.
Um ein gutes Gefühl oder etwas Verbindendes mit für uns wichtige Menschen herzustellen, können wir Fotos von ihnen aufstellen. Und ganz sicher gibt es ruhige Momente auf der Arbeit, in denen ein kurzes Videotelefonat möglich ist.