In Afghanistan beginnen Menschen sich auf ihren Verbleib im Land vorzubereiten. Sie vernichten zum Beispiel Dokumente, die sie als Ortskräfte identifizieren. Ein Ex-Soldat sagt: Die Verzweiflung wird immer größer.

Vermutlich bleiben nur noch wenige Tage, um Ortskräfte und andere Gefährdete aus Afghanistan auszufliegen. Sven Fiedler, ehemaliger Soldat in Afghanistan und Teil des Patenschaftsnetzwerks Afghanische Ortskräfte sagt: Die Menschen sind immer verzweifelter.

Er wirft der Bundesregierung vor, zu lange gewartet zu haben, um die deutschen Ortskräfte aus dem Land zu holen.

"Wenn Menschen sich an abhebende Flugzeuge klammern, sieht man das Level der Verzweiflung."
Sven Fiedler, ehemaliger Soldat in Afghanistan und Teil des Patenschaftsnetzwerks Afghanische Ortskräfte

Täglich erreichen Sven Fiedler Nachrichten von Menschen, die raus aus Afghanistan wollen. Zum Teil verstecken sie sich tagelang im Keller sagt er. Und sie ziehen häufig um, damit die Taliban sie nicht finden. Manche vernichten ihre Dokumente, die belegen, dass sie für die Bundeswehr gearbeitet haben.

Sven Fiedler: "Man merkt, dass die Leute die Hoffnung verlieren, noch ausgeflogen zu werden."

Tausende Menschen am Flughafen abgewiesen

Selbst Menschen, die eine Ausreiseberechtigung haben, werden am Flughafen teilweise abgewiesen. "Warum, ist für uns nicht nachvollziehbar", sagt Sven Fiedler.

Auch deshalb ist es für Helfer im Ausland nicht leicht, den Menschen vor Ort eine Handlungsempfehlung zu geben.

Shownotes
Afghanistan
Soldat: "Man merkt, dass die Menschen die Hoffnung verlieren"
vom 25. August 2021
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Sven Fiedler, ehemaliger Soldat in Afghanistan