Die Schwimmbäder sind wegen des Lockdowns zu. Und für das Schwimmen im See ist es im Winter zu kalt, oder? Nee. Winterschwimmen geht auch bei kalten Temperaturen. Für Tobias Oelmaier aus der Dlf-Sportredaktion gehört es zur Routine. Er erklärt, was es zu beachten gilt.
Das Wasser hatte eine Temperatur von elf Grad, als Dlf-Sportreporter Tobias Oelmaier im November angefangen hat, wieder im See zu schwimmen. Er sagt: Am Körper ist die Kälte für ihn kein Problem. Im Gesicht sei es dagegen wahnsinnig kalt. Tobias vergleicht das Gefühl mit einer Skifahrt bei minus 25 Grad während eines Schneeschauers.
"Mir fehlt dieses Element Wasser so wahnsinnig!"
Damit es erträglich ist, im kalten Wintersee zu schwimmen, zieht Tobias gleich zwei Neoprenanzüge übereinander an. Dann noch eine Neoprenkappe und die dazu passenden Füßlinge. Außerdem schwimmt Tobias immer mit einer rot-orangenen Boje, damit er sich im Notfall daran festhalten kann und nicht untergeht.
Wer Kaltwasserschwimmen ausprobieren will, der muss gut und sicher in freien Gewässern schwimmen zu können, erklärt Tobias. Das ist die Voraussetzung. Denn anders als im Schwimmbad fehlen im See eben Orientierungspunkte wie 25-Meter-Marken. Außerdem muss man natürlich Ruderboote, Angler oder Menschen auf Stand-up-Paddeln im Blick behalten.
Langsam ins eiskalte Wasser
Ist das alles geklärt und die Neoprenkleidung angezogen, geht es ins Wasser – langsam, sagt Tobias. Denn: Erst sollte ein wenig von dem kalten Wasser in den Neoprenanzug kommen. So kann der Körper das Wasser erwärmen und das Wasser isoliert den Anzug. Dann noch ein wenig davon ins Gesicht und es geht los.
"Du kannst gar nicht atmen. Der Atemreflex setzt dann irgendwie aus für einen Moment. Man muss sich da echt so fast meditativ dazu zwingen, ruhig zu werden und ganz ruhig auszuatmen."
Ist Tobias im kühlen Freiwasser, beobachtet er bei sich, dass ihm das Atmen wegen der Kälte schwerfällt. Dann beruhigt er sich und achtet darauf, entspannt ein- und wieder auszuatmen. Ähnlich wie bei einer Meditation, sagt er.
Auf den Atem achten
Am Anfang ist das Schwimmen im kalten See also erst einmal unangenehm. Nach einer Zeit kommt Tobias aber in einen natürlichen Flow, der das Erlebnis für ihn surreal wirken lässt. Und das sei ein tolles Gefühl – auch bei Regen, wie er findet.
"Du erlebst das Wasser ganz anders. Das riecht ganz anders als im Sommer, nicht so modrig. Und das Licht ist natürlich viel schöner, wenn die Sonne so tief steht."
Beim Winterschwimmen ist man zur Sicherheit am besten zu zweit oder das Gewässer sollte von allen Seiten gut einsehbar sein – so kann man sich auch vom Ufer aus begleiten lassen, sofern sich kein Schwimmpartner findet.
Nach dem Schwimmen im kalten See wie neu geboren
Ist Tobias fertig mit seiner Runde im See und kommt aus dem Wasser raus, beginnt das lange Zittern: Etwa eine halbe Stunde dauert es dann, bis sich der Körper wieder beruhigt, berichtet er. Auch das Reden sei in den ersten Minuten eher schwierig, weil weder die Gesichtsmuskulatur noch die Feinmotorik so richtig funktionieren wollen.
Hat er dann aber den Neoprenanzug ausgezogen und sein Körper hat mit dem Zittern aufgehört, fühlt sich Tobias wie neu geboren.
Von einer warmen Dusche oder einem heißen Bad direkt nach dem kalten Baden solltet ihr übrigens absehen. Einerseits würdet ihr Gefahr laufen, dass der Kreislauf zusammen bricht, andererseits könnte das kalte Blut, dass durch den plötzlichen Kalt-Heiß-Wechsel durch den Körper gepumpt wird, das Herz überfordern, sagt Tobias.