Wenn nach 120 Minuten eigentlich nichts mehr geht und sich die Spieler mit Wadenkrämpfen auf dem Rasen hin und her wälzen, können elf Meter ziemlich viel sein. Wir wissen, wie das Runde trotzdem ins Eckige kommen kann.
Als Jonas Hector im EM-Viertelfinale zum entscheidenden Elfmeter gegen Italien angetreten ist, konnte keiner von uns wissen, ob der Ball ins Tor geht oder nicht. Allerdings gibt es einige wissenschaftliche Indizien, die bei der Einschätzung helfen, ob ein Elfmeterschütze erfolgreich sein wird, sagt Daniel Memmert, Elfmeterexperte von der Deutschen Sporthochschule.
Der Elfmeterschütze hat es selbst in der Hand
Der Schütze stärkt seine eigene Position, wenn er dem Torwart signalisiert, dass er der Situation gewachsen ist und keine Angst verspürt. Das funktioniert am besten über die eigene Körpersprache, denn ein Torwart nimmt unbewusst war, ob ein Schütze selbstbewusst ist und an die eigene Stärke glaubt:
- Nach dem Auflegen des Balls auf den Elfmeterpunkt rückwärts Anlauf nehmen und den gegnerischen Torwart im Auge behalten
- Nach dem Pfiff des Schiedsrichters nicht sofort loslaufen. Durchatmen, konzentrieren und bis drei zählen
Nach seinem verwandelten Elfmeter hat Jonas Hector im Interview gesagt, dass er wusste, dass er irgendwann schießen muss. Für Daniel Memmert ein Zeichen von pflichtbewussten Sportlern, die laut Studien mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einen Elfmeter verwandeln als weniger pflichtbewusste Spieler.
“Beim Elfmeter besteht eine große Wahrscheinlichkeit zu treffen. Die liegt ungefähr bei 75 Prozent.“
Generell ist es natürlich absolut notwendig das Elfmeterschießen intensiv zu trainieren, um dann im entscheidenden Moment das Denken ausschalten und den Körper mit all seinen Automatismen die Regie übernehmen zu lassen.
Wo ein Schütze da ein Torwart
Aber auch für den Torwart hält die Wissenschaft einige Tipps parat. Eine populäre Methode der letzten Jahre ist es, den Schützen unbewusst in ein bestimmtes Eck schießen zu lassen. Dafür muss sich der Torwart nur bis zu zehn Zentimeter zu einer Seite des Tores verschieben.
Dann schießt der Schütze mit einer Wahrscheinlichkeit um die 80 Prozent unbewusst auf die weiter geöffnete Seite des Tores, denn er bemerkt die Verschiebung aus seiner Entfernung überhaupt nicht und versucht die größere Fläche für sich zu nutzen.
Um beim Elfmeterschießen wieder die Oberhand zu gewinnen geht der wissenschaftliche Trend dahin, sich als Schütze die Ecke vorher auszugucken und nicht darauf zu reagieren, in welche Richtung der Torwart kurz vor dem Schuss zuckt.