Können Dinge eine Persönlichkeit haben? Viele Leuten glauben offenbar daran – und teilen gerade ihre emotionale Beziehung zu ihren Wasserflaschen unter dem Hashtag #Emotionalsupportwaterbottle. Wir checken, was es damit auf sich hat.

Alltagsgegenstände, die uns begleiten, haben das Zeug dazu, uns emotional zu supporten. Denn sie sind dabei, wenn wir etwas erleben und helfen uns, unsere Ziele zu erreichen, sagt unser Reporter Justus Wolters.

"Alltagsgegenstände können uns Sicherheit geben, wenn wir sie brauchen. Wir können uns daran festhalten, wenn wir schwanken."
Justus Wolters, Deutschlandfunk Nova

Die Wasserflasche ist nicht nur ein praktischer und ständig greifbarer Alltagsgegenstand, sagt Diplom-Psychologin Ulrike Scheuermann. Sie werde emotional aufgeladen und stehe dann als Symbol für Stabilität, Selbstversorgung und Gesundheit.

Die Nuckelflasche aus der Kindheit

Außerdem können sie bei manchen vielleicht sogar die Verbindung zu ihrer Kindheit herstellen:

"Man könnte vermuten, dass es den einen oder die andere sogar an ganz frühe Zeiten erinnert, als man noch aus dem Fläschchen trank und dadurch Beruhigung erlebt hat."
Ulrike Scheuermann, Diplom-Psychologin

Dass Menschen emotionale Connections zu Dingen aufbauen, habt ihr unserem Reporter auch bei seinen Befragungen bestätigt. Und ihr habt uns geschrieben, Danke dafür! Hier ein paar Quotes:

  • "Bei mir ist es mein Rucksack, er heißt Ernie. Mit dem bin ich schon viel durch die Welt gereist, aber auch im Alltag begleitet er mich."
  • "Mein Fahrrad, weil ich das schon so lange habe und es mich immer so sicher überall hingetragen hat. Das hat mich noch nie im Stich gelassen... schon ein großer Teil meines Lebens."
  • "Meine Jogginghose – die ist inzwischen echt zerfleddert und auch eigentlich gar nicht mehr schön, aber die ist einfach so cosy."
  • "Meine Baby-Espressokanne in den italienischen Farben – ich liebe sie heiß, und sie begleitet mich in jeden Urlaub."
  • "Diese Tasse wohnt schon sehr lange bei mir. Ich habe sie mit 22 von Freunden geschenkt bekommen. Wir waren in Frankreich und ich stand zum ersten Mal auf Skiern. WGs, Partner und auch Freunde sind gegangen – die Tasse ist noch immer da. Wundert mich auch manchmal."
"Bei mir ist es mein Rucksack, er heißt Ernie. Mit dem bin ich schon viel durch die Welt gereist."
O-Ton aus der Umfrage unseres Reporters

Wenn Dinge sogar einen Namen bekommen, ist das natürlich ein ganz besonders starkes Zeichen für eine emotionale Verbindung.

Objekte als Säulen der Sicherheit

Laut Ulrike Scheuermann können Objekte in der Tat zu Säulen der Sicherheit in unserem Alltag werden und sogar Einsamkeit überbrücken. Soweit das alles im Rahmen bleibt, sei das verständlich und überhaupt kein Problem, so die Psychologin.

Natürlich gibt es aber auch extreme Ausprägungen – Menschen mit Objektophilie führen mitunter richtige Liebesbeziehungen mit Gegenständen. Darum geht es hier nicht. (Weiterführende Links dazu findet ihr unten.)

"Materiellen Dingen sind grundsätzlich vergänglich und ersetzbar. Und wer sich persönlich weiterentwickeln möchte, kann irgendwann versuchen, ohne auszukommen."
Ulrike Scheuermann, Diplom-Psychologin

Emotional zu abhängig von einem Objekt sollten wir uns aber natürlich auch nicht machen. Denn es könnte natürlich kaputt gehen oder wir könnten es verlieren. Die emotionalen Verbindungen sind fragil, aber sie bieten auch die Chance, sich weiterzuentwickeln, sagt die Psychologin.

Grenzen setzen

Wenn wir ohne die Objekte auskommen (müssen), würden wir schon merken, was passiert: Wahrscheinlich kämen dann neue Themen zum Vorschein – zum Beispiel das Thema Einsamkeit. Bei den emotionalen Verbindungen sollten wir uns also nicht auf Gegenstände konzentrieren, sondern den Schwerpunkt bei den zwischenmenschlichen Beziehungen setzen.

Shownotes
#Emotionalsupportwaterbottle
Von Rucksack Ernie und geliebten Wasserflaschen: Wir laden Objekte emotional auf
vom 24. April 2025
Moderation: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Justus Wolters, Deutschlandfunk Nova