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Wenn wir uns vorstellen, was andere Menschen empfinden, um angemessen auf sie zu reagieren, sind wir empathisch. Das kann anstrengend sein, stärkt aber unsere sozialen Bindungen. Diane Hielscher und Main Huong Nguyen sprechen über die Facetten von Empathie.

Schon das Wort Empathie löst verschiedene Reaktionen aus: Uns fehlt die Empathie, sagen die einen. Empathie ist was für schwache Menschen, sagen die anderen. Doch was ist Empathie eigentlich?

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Empathie ist die Gabe, die Emotionen der Mitmenschen nachzufühlen und sich vorstellen zu können, was sie denken oder empfinden und angemessen darauf zu reagieren, erklärt Psychologin und Therapeutin Main Huong Nguyen. "Zum Beispiel seinen Gegenüber in den Arm zu nehmen, Hilfe anbieten oder sich nach einer positiven Erfahrung mit zu freuen."

Empathie sorgt für Harmonie in der Gruppe

Das ist natürlich manchmal anstrengend, aber auch lohnenswert. Evolutionär bedingt war Empathie immer schon wichtig und hat unser Überleben gesichert. Denn sie stärkt unsere sozialen Bindungen, verbessert die Kommunikation und sorgt so für Harmonie in der Gruppe. Sprich: wir halten besser zusammen. Empathie hilft auch bei der Konfliktlösung und stärkt unser Vertrauen.

Wie können wir also empathischer werden und warum ist das – gerade in einer Demokratie – besonders wertvoll und erstrebenswert?

Und was ist eigentlich der Unterschied zwischen Empathie und Mitgefühl?

"Mitgefühl ist nicht nur Mitleid, sondern beinhaltet den Wunsch, zu helfen und etwas zu verändern. Empathie ist dabei ein Teil des Mitgefühls."
Dr. Main Huong Nguyen, Psychologin und Therapeutin

"Wenn wir mit dem Leid anderer Menschen konfrontiert sind, reagieren wir sehr unterschiedlich. Manche erleben empathischen Disstress – sie fühlen das Leid so stark mit, dass es sie selbst belastet", erklärt Psychologin und Therapeutin Main Huong Nguyen.

Diese starke, unangenehme Reaktion kann zu Stress, Traurigkeit oder Erschöpfung führen und betrifft besonders Menschen in helfenden Berufen wie Ärztinnen, Therapeuten oder Pflegekräfte, ergänzt sie.

Andere empfinden dagegen Mitgefühl: Sie nehmen das Leid wahr, bleiben innerlich stabil und spüren eine warme, fürsorgliche Haltung. "Mitgefühl ist nicht nur Mitleid, sondern beinhaltet den Wunsch, zu helfen und etwas zu verändern. Empathie ist dabei ein Teil des Mitgefühls."

Empathie – auf die Balance kommt es an

Leiden wir also zu sehr mit, werden wir handlungsunfähig. Leider wir gar nicht mit und wehren uns, Empathie zu fühlen, werden wir hart und kalt. Die Balance zu finden und für sich selbst zu leben, das ist gar nicht so einfach.

Aber Mitgefühl zu fühlen und zu haben wirkt sich auch positiv auf unsere eigene Gesundheit aus – wie und warum, hört ihr in dieser Episode Achtsam.

Ihr habt Anregungen, Ideen, Themenwünsche? Dann schreibt uns gern unter achtsam@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Empathie
Wie wir uns in andere hineinfühlen
vom 22. Oktober 2025
Hosts: 
Diane Hielscher und Dr. Main Huong Nguyen
  • Geleitete Meditation zum Thema Empathie
Quellen aus der Folge:
  • Fredrickson, B. L., Cohn, M. A., Coffey, K. A., Pek, J., & Finkel, S. M. (2008). Open hearts build lives: positive emotions, induced through loving-kindness meditation, build consequential personal resources. Journal of personality and social psychology, 95(5), 1045.
  • Hein, G., Silani, G., Preuschoff, K., Batson, C. D., & Singer, T. (2010). Neural responses to ingroup and outgroup members' suffering predict individual differences in costly helping. Neuron, 68(1), 149-160.
  • Muradova, L. (2025). Empathy and Political Reasoning: How Empathy Promotes Reflection and Strengthens Democracy. Cambridge University Press.
  • Singer, T., & Klimecki, O. M. (2014). Empathy and compassion. Current biology, 24(18), R875-R878.
  • Roth, M., Schönefeld, V., & Altmann, T. (2016). Trainings-und Interventionsprogramme zur Förderung von Empathie. Springer Berlin Heidelberg.