Die Macher der Serie "The Mandalorian" haben eine neue Studio-Technik verwendet, die die gesamte Film- und Serienwelt verändern könnte.
Der Streamingdienst Disney startet bald auch bei uns in Deutschland und damit wird dann auch die in den USA bereits gefeierte Serie "The Mandalorian" zu sehen sein. "The Mandalorian" erzählt einen Seitenstrang der Star-Wars-Saga, es geht darin um die Geschichte von Baby-Yoda, einem kleinen grünen Wesen mit großen Augen, langen Ohren und grüner Haut.
Die Serie spielt auf einem entlegenen Planeten. Und eine Besonderheit daran ist, wie dieser Planet entstanden ist, denn die Serienmacher haben dafür eine ganz neue Technik entwickelt. Normalerweise wird der Hintergrund, beziehungsweise die Landschaft in Filmen und Serien, erst später eingefügt. Die Handlung wird also vor einem Green Screen gefilmt. Und dieser grüne Hintergrund wird dann später am Computer ausgetauscht.
Kulissen auf LED-Screens
Im Fall von "The Mandalorian" ist das zwar auch so, dass die Landschaft am Computer entstanden ist, der Unterschied ist aber, dass sie während des Drehs schon für alle sichtbar war. Die ganze Serie wurde in einem 25-Meter-großem Studio gedreht. Ein Studio, das komplett aus LED-Screens besteht. Der Clou: Schon während des Drehs wird die Kulisse auf diese LED-Leinwände gelegt.
Wir kennen das ähnlich aus sehr alten Filmen; wenn jemand im Auto sitzt und der Hintergrund eine vorbeiziehende Landschaft ist. Die Landschaft läuft dann als Film, das Auto steht und beides wird abgefilmt und gibt den Anschein, dass das Auto fährt.
Neue Technik: Computer-Grafiken werden auf LED-Screens projiziert
Die neue Technik funktioniert also ähnlich, liefert aber eine extrem gute Qualität. Denn: Auf den LED-Screens laufen keine Filme, sondern es werden Computer-Grafiken projiziert und die werden während des Drehs in Echtzeit berechnet. Der Vorteil daran ist, dass bei der neuen Technik die Kamera bewegt werden kann. Michael Lankes, Professor an der Filmhochschule Babelsberg, erklärt, dass das über Sensoren an der Kamera funktioniert. Und diese Sensoren sind mit den Screens verbunden.
"Bei dieser neuen Technik werden die Bewegungen der Kamera durch Sensoren aufgenommen und an die Bilder auf der Rückwand übertragen. Die Perspektive passt sich der Kamerabewegung an."
Die Technik nennt sich "Stage Craft" und wurde ursprünglich für Computerspiele entwickelt. Der Vorteil ist, dass die Schauspielerinnen und Schauspieler wirklich sehen, in welcher Umgebung sie sich bewegen, und das ist von Vorteil, sagt Michael Lankes.
"Wenn ich zum Beispiel in der Wüste stehe, mit einem sehr blauen Himmel, dann strahlt das Blau auch auf die Schauspieler und auf das Set ab."
Vorteile gibt es auch bei den Lichteinstellungen. Währen beim Green Screen das grüne Licht auf die Schauspielerinnen und Schauspieler abstrahlt, das im Nachhinein wieder entfernt werden muss, bekommen die Kameraleute beim Dreh mit "Stage Craft" direkt das richtige Licht. Bei schönem Wetter mit blauem Himmel strahlt also direkt das richtige Licht auf die Darstellenden.
Bei "The Mandalorian" spielt das eine große Rolle, denn die Hauptfigur trägt eine glänzende Rüstung, die extrem spiegelt. Da hätte man dann im Nachhinein überall die grünen Spiegelungen entfernen müssen.
"Stage Craft" macht aufwändige Nachbearbeitung überflüssig
Filmmaterial nachträglich bearbeiten – das kostet Zeit und Geld. Mit der neuen Technik kann an dieser Stelle also gespart werden. Allerdings ist die Anfangsinvestition extrem hoch, weil ein spezielles Studio benötigt wird. Eine weitere Einschränkung ist, dass Filme, die mit "Stage Craft" gedreht werden, noch genauer als sonst geplant werden müssen – weil das Filmteam bei den Dreharbeiten eben auf das Studio beschränkt ist.
Bisher ist Disney die einzige Produktionsgesellschaft mit einem solchen Studio. Und Michael Lankes von der Filmhochschule in Babelsberg glaubt nicht, dass jetzt sofort alle anderen Produktionen mit dieser Technik nachziehen.
"Es ist jetzt nicht so ein Wundermittel, das sofort alles umschmeißt, was bisher gemacht wurde."